COMIC!-JAHRBUCH 2018 |
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«Ich könnte endlich mal meinen Teil zur Verständigung beitragen»
Das ICOM-Gemeinschaftsprojekt «Comiczeichner im Dialog»
Interview mit den Mitwirkenden von Nikolaus Gatter
Rechtzeitig zum Gratis Comic Tag erschien das Gratisheft «Comiczeichner im Dialog», herausgegeben vom Interessenverband Comic und thematisch der angeblichen oder tatsächlichen Kluft zwischen Manga- und Comiczeichnern gewidmet.
COMIC!: Was hat dich zur Teilnahme am Gemeinschaftsprojekt bewogen?
Alena Braune: Auf das Projekt wurde ich durch einen Freund aufmerksam. Da ich noch nicht viel Erfahrung mit gemeinsamen Projekten hatte, war das eine gute Gelegenheit zum Ausprobieren und dabei noch an etwas mitzuwirken.
Ralf Marczinczik: Als jemand, der die irritierende Lagerbildung zwischen Comic- und Manga-Lesern unnötig findet, dachte ich mir, ich könnte endlich mal meinen Teil zur Verständigung beitragen.
Timo Stoffregen: Erstmal war es die Neugier, mal wieder mit jemand anders zusammen einen Comic zu gestalten. Außerdem war ich schon vor Beginn so gespannt auf das Ergebnis, das durch Zusammenwerfen der beiden Zeichenstile entstehen könnte.
Björn Hammel: Das Thema hat mich interessiert. Nicht, weil ich Vorurteile gegen Manga und/oder Man-gaka hätte, sondern weil ich tatsächlich bislang viel zu wenig über Manga wußte, um überhaupt Vorurteile entwickeln zu können.
Burkhard Ihme: Ich mußte teilnehmen, denn ich hatte
das Projekt angeschoben, und es war anfangs unklar, ob sich genügend Teilnehmer finden. Entstanden war das Gratisheft aus der Überlegung der ICOM-Mitgliederversammlung, nicht nur im November an der Comicmesse in Köln teilzunehmen, sondern auch im Mai. Ein Gratisheft in kleiner Auflage sollte die Attraktivität unseres Auftritts steigern. Als es daran ging, Zeichner anzusprechen, fielen mir Aussagen aus dem COMIC!-Jahrbuch 2017 ein, in denen Mangazeichnerinnen die Kluft zwischen Manga- und Comicszene beklagten, und so haben ich nicht nur ICOM-Mitglieder angeworben, sondern auch Zeichner außerhalb des Verbandes, insbesondere Mangazeichner. Durch das Konzept der Zusammenarbeit sollte ganz praktisch ein Dialog geführt werden. Da das Heft auch auf Comic- und Mangamessen verteilt wird, haben wir statt der ursprünglich geplanten 200 eine Auflage von 7.000 Exemplaren gedruckt.
Max Höllen: Das Thema Dialog läßt sich mit Sprechblasen wunderbar ausdrücken. Indem aber die ZeichnerInnen dahinter einen Meta-Dialog über ihre Zusammenarbeit führten, bekam das für mich nochmal einen weiteren Reiz.
Dirk Seliger: Ich stehe Experimentellem und Neuem prinzipiell offen gegenüber, weil man alles mal probiert haben sollte, selbst wenn man zur Erkenntnis gelangt, daß man es nie wieder tut. Man will sich später schließlich nicht über verpaßte Gelegenheiten ärgern.
Armin Parr: Ich nehme jedes Jahr an verschiedenen Anthologien und Collabs teil. Manchmal frage ich mich aber, warum all diese Beiträge zwischen zwei Buchdeckeln versammelt sind. Es gibt zwar ein gemeinsames Thema, aber meist sehr frei interpretiert; die einzelnen Beiträge wirken dann etwas wahllos zusammengeworfen. Daher interessieren mich Kooperationen, hinter denen ein gemeinsames Konzept steht. Durch Zusammenarbeit mit anderen muß ich zwangsweise meine Komfortzone verlassen, was im günstigsten Fall dann auch für mich wieder eine Inspiration sein kann.
COMIC!: Wie fremd oder vertraut war dir dein zeichnerisches «Gegenüber»?
Björn Hammel: Alena war mir tatsächlich bis zu unserer Zusammenarbeit vollständig unbekannt. Sie hatte mich aufgrund von Burkhards Verteiler angeschrieben. Daraufhin bin ich erst einmal im Netz auf die Suche gegangen. Das war gar nicht so einfach, weil sie dort nichts unter ihrem Klarnamen veröffentlicht hatte. Als ich etwas von ihr gefunden hatte, war ich sofort Feuer und Flamme, weil mir ihre Zeichnungen extrem gut gefielen. Daß wir uns auch zeichnerisch auf entfernten Planeten bewegen, erschien mir dabei eher eine reizvolle Herausforderung als ein Hindernis.
Alena Braune: Meinen Zeichenpartner Björn Hammel kannte ich davor nicht, aber da er genauso lieb ist wie seine Comics unterhaltsam sind (und das ohne Ironie), war das kein Problem. Comics hatte ich selbst davor noch nicht gezeichnet ... aber in jungen Jahren viele Bildergeschichten mit Tieren, vielleicht zählt das ja?
Adroth Rian: Alle Menschen sind ungleich, aber jeder hat etwas an sich, was uns vertraut ist. Deshalb ist es wichtig, daß wir einander achten und voneinander lernen, statt uns gegenseitig abzugrenzen. Während der Zusammenarbeit lernte ich neue Facetten von Anastasia Gottwichs Charakter und ihren Arbeiten kennen und fand in Timo einen neuen Freund und Comiczeichner-Kollegen. Gemeinsam kamen wir zu der Erkenntnis: Jeder von uns hat seinen eigenen Kopf aber das macht uns nicht zu Fremden. Viel eher lernen wir dadurch, Dinge aus anderen Blickwinkeln zu sehen. Und daran wachsen wir. Die Zusammenarbeit mit Ani und Timo hat mich sehr bereichert, und ich hoffe, daß auch ich den beiden im Gegenzug etwas zurückgeben konnte.
Sunny-Ray: Viele der Namen sagten mir noch gar nichts, was das Ganze nur noch spannender machte. Aber einer stach heraus: Dirk Seliger. Ich hab mich sofort bei ihm gemeldet, damit mir auch ja niemand zuvor kommen konnte.
Dirk Seliger: Ich hatte keinerlei Berührungsängste. Meine Partnerin ist eine von der ganz netten und unkomplizierten Sorte gewesen.
Timo Stoffregen: Ich denke, viele kreative Menschen haben unbewußt einen guten Draht zueinander. Bestimmt gibt es auch Künstler, mit denen ich nicht so gut kann, aber das war hier nicht der Fall. Bereits nach dem ersten schriftlichen Austausch war klar, daß wir ähnliche Vorstellungen von unserem Comic hatten, und beim telephonischen Brainstorming lief dann alles wie geschmiert, als hätten wir die Handlung schon ewig so geplant.
Armin Parr: Nachdem ich eher vom US-Underground (Robert Crumb, Julie Doucet, Chester Brown) und französischen Klassikern geprägt bin und selbst sarkastische, leicht autobiographische Undergroundcomix mit wenigen Seiten mache, hat es mich gefreut, daß Yupinachii genau das Gegenteil macht: hübsche, romantische Lovestories in gefühlt epischen Storybögen. Interessant war für mich, daß ihre Storys teilweise auch einen düsteren Hintergrund haben, der aber deutlich subtiler und überraschender daherkommt als bei mir.
Ralf Marczinczik: Max Höllen und ich kannten uns vorher nicht. Burkhard hatte uns miteinander bekannt gemacht.
Max Höllen: Ich kannte Ralf bisher nur durch einige seiner Comics («Niemalsland» und einige Sachen in den U-Comix). Als Hobby-Zeichner hatte ich somit erst etwas Ehrfurcht, mit einem Profi zusammenzuarbeiten aber das Thema Dialog gab mir die Zuversicht, daß es funktionieren würde. Hat es ja dann auch!
COMIC!: Hattest du das jeweils «andere» Genre schon einmal ausprobiert?
Ralf Marczinczik: Aber ja! Aber da ich als Illustrator ohnehin ständig die Stile wechseln muß, fiel es mir auch nicht schwer.
Burkhard Ihme: Nur den Zeichenstil. Und das mit wenig positiver Resonanz.
Sunny-Ray: Ich gehöre wohl eher zu denen, die sich selber gar nicht einordnen können oder gar wollen. Ich sehe mich eigentlich gar nicht als «Manga»-Zeichner, und dennoch sieht man meinen Zeichnungen den Einfluß deutlich an.
Armin Parr: Ich kann mit Manga fast nichts anfangen. Durch Freunde habe ich aber die Animes von Ghibli lieben gelernt und ich bin der Mangaszene immer noch für die Cosplayszene dankbar. Cosplayer verblüffen mich immer wieder neu, beleben jede verstaubte Comicsammlerveranstaltung und animieren mich immer wieder zum Nachdenken über die Transformation von der Realität zur Zeichnung und wieder zurück. Wenn eine Zeichnung den Betrachter berührt, sind die formalen Grenzen unwichtig.
Timo Stoffregen: Aufgewachsen bin ich mit «Hägar», «Asterix» und «Werner»-Comics. Mit 14 hatte ich meinen ersten Manga in der Hand («Battle Angel Alita») und war mega-beeindruckt von den Zeichnungen. Daraufhin habe ich mich ein paar Jahre an dem Stil versucht. Am Ende siegte aber doch die Comicoptik der Langnasen und pummeligen Wikinger.
COMIC!: Welche Überraschungen Reibungen Wendepunkte gab es bei der Kooperation?
Ralf Marczinczik: Oh wir hatten uns ganz zu Anfang darauf verständigt, im Wechsel jeweils ein Panel, quasi auch als Dialog, zu zeichnen.
Armin Parr: Mein Vorurteil, daß viele Mangaka die gleichen «Wie zeichne ich Manga»-Bücher abzeichnen, hat sich in Luft aufgelöst: Yupinachii hatte sich ähnlich wie ich einfach etwas von ihren Vorbildern abgeguckt. Also einfach autodidaktisch rumprobiert, was ich sehr sympathisch finde.
Björn Hammel: Überraschend fand ich vor allem das Ausbleiben von Reibungen. Die Unterschiedlichkeit unserer Stile könnte größer nicht sein: Alena ist eine junge Frau, ich bin schon (fast) ein alter Sack, gesehen haben wir uns auch noch nie. Dennoch haben wir uns die Bälle ganz entspannt zugespielt und waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mich hat es wirklich gewundert, wie gut sich Kater + Köpcke in Alenas Mangawelt eingefügt haben.
Sunny-Ray: Dirk sah sich mehr als Autor, und ich hatte mehr Bock aufs Zeichnen, damit war alles klar. Jeder hatte freie Hand bei seiner Aufgabe und der Austausch war super.
Dirk Seliger: Solche Kooperationen können von mir aus gerne fortgeführt werden.
Timo Stoffregen: Am Ende des Projekts stellte sich heraus, daß ich auf den letzten zwei Seiten mit deutlich mehr Text hantieren wollte als Adroth. Hier bedufte es ein paar Mails und Telephonate mehr, als wir für alle vorangegangenen Seiten gebraucht hatten, bis geklärt wär, wie wir unseren kreativen Wust zusammen aufs Papier bringen konnten, ohne daß einer zu kurz kommt!
Max Höllen: Bei einer künstlerischen Zusammenarbeit kommt man nicht daran vorbei, inhaltliche oder ästhetische Standpunkte auszudiskutieren. Nachdem jeder seinen Panel-Raum nach Belieben ausfüllen konnte, gab es höchstens Überraschungen und Wendepunkte, mit denen man so vorher nicht gerechnet hätte. Die Deadline und das Warten auf die nächste «Antwort» in Form des nächsten Panels sorgten zudem für die notwendige, Perfektionismus eindämmende Hands-on-Mentalität.
COMIC!: Hast du bei der Zusammenarbeit neue Techniken kennengelernt/erproben können?
Alena Braune: Was ich bei dem Projekt als ganz interessant erlebte, war der Austausch per Mail. Beim Zeichnen habe ich auch mal ausgetestet, wie es so ist, seine Seiten auch zu kolorieren ... das mache ich nie, und sonst koloriere ich fast nur traditionell.
Timo Stoffregen: Ich wollte diesen Comic unbedingt so wenig digital wie möglich machen, da ich zu viel Zeit vorm Computer verbringe. Also war dies mein erstes Projekt, bei dem ich, mal abgesehen vom Lettering, alles mit einem 0,1 mm-Stift gezeichnet habe. Ich bin seitdem bei dieser detaillierten Machart geblieben.
Armin Parr: Wir hatten mittendrin eine ungewollte Kommunikationspause. Irgendwann dachte ich, ich sollte/müßte/könnte auch den Mangapart zeichnen. Mußte dankbar feststellen, daß ich das nicht kann. Für mich hat das dann Yupinachii richtig geil hingelegt und noch dankbarer war ich, als sie meinte, meine Zeichnung wäre ganz niedlich.
Sunny-Ray: Ich war sehr dankbar für Dirks Angebot, das Layout gleich selbst zu übernehmen. Das tue ich zwar auch bei meinen eigenen Storys selbst, aber so konnte ich mir noch das eine oder andere abgucken.
Max Höllen: In der Tat war das nahezu tägliche Erfordernis, ein Panel zu produzieren, der Anlaß, das schon etwas länger verstaubte Graphiktablett routiniert einzusetzen.
Björn Hammel: Wirklich neu war für mich die Montage meiner Figuren in die Zeichnungen einer anderen Künstlerin. Meine Figuren habe ich mehr oder weniger alle ins Leere gezeichnet. Ich kannte zu dem Zeitpunkt nur Vorzeichnungen. Da Alena mit ihren fertigen Seiten aber sehr nah an ihren Vorzeichnungen geblieben ist, hat das ziemlich gut funktioniert. Gelettert habe ich zwar auch schon früher, allerdings zum ersten Mal in nicht selbst gezeichnete Sprechblasen. Ach so, und dann war da natürlich noch die Erzähl- und Leserichtung. Im Mangaland ändert sich auch die Leserichtung des Comics. Gezeichnet hat das zwar Alena, ich mußte für das Storyboard aber vorab die Panels in ihrer tatsächlichen Reihenfolge montieren. Das war nötig, um zu testen, ob die Hauptidee zwei entgegengesetzte Erzählrichtungen, die sich in der Mitte treffen überhaupt funktioniert.
COMIC!: Würdest du im Nachhinein etwas an eurer Bildgeschichte ändern wollen?
Björn Hammel: Ja, ich hätte sie gerne doppelt so lang erzählt. Die Idee, daß Kater + Köpcke mit Vorurteilen beladen eine Reise ins Mangaland antreten und dort anhand konkreter Beispiele ihre Vorurteile widerlegt bekommen, hätte das gut vertragen. Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, die Vorstellung der drei ausgewählten Manga sei etwas zu kurz geraten.
Alena Braune: Mit dem Endergebnis sind wir beide sehr zufrieden, daher würde ich auch im Nachhinein nichts ändern wollen.
Sunny-Ray: Ist das nicht immer so? Spätestens wenn alles fertig gedruckt ist, will man dieses oder jenes Panel lieber nochmal machen.
Ralf Marczinczik: Ich denke, wir haben versucht, zu viel Inhalt in zu wenig Seiten zu packen. Da gibt es Beiträge im Heft, die sich wesentlich besser lesen lassen ...
Max Höllen: Unsere Bildgeschichte ist das Ergebnis eines Austauschs von möglichst spontanen Reaktionen. Mit jeder Änderung im Nachhinein würde die Authentizität verloren gehen.
Armin Parr: Etwas mehr Zeit zum gemeinsamen Entwickeln der Geschichte wäre vielleicht ganz gut gewesen. Es hätte der Story gutgetan, mehr Kontraste einzuarbeiten. Ich glaube, das Problem zwischen Mangaka und Comiczeichnern sind weniger mögliche Aggressionen, sondern daß es am gegenseitigen Interesse fehlt. Jede Szene existiert für sich selbst, es scheint kein Bedürfnis zu geben, sich mit der anderen Welt zu befassen. Insgesamt hätte die Story noch ein wenig mehr Konfrontation und Pfeffer vertragen da wir uns aber beide gut miteinander verstanden haben, wäre das ziemlich aufgesetzt gewesen.
Timo Stoffregen: Picasso soll ja mal gesagt haben: «Ein Bild kann niemals fertig sein. Sollte ich jemals eines vollenden, ist es Zeit aufzuhören.» Also gibt es bestimmt auch hier die ein oder andere Umplazierung einer Sprechblase oder den Wunsch, noch etwas anders zu schattieren. Aus Erfahrung kann ich sagen, daß ich immer etwas ändern könnte aber nicht muß.
COMIC!: Denkst du jetzt anders als vorher über dein eigenes Genre?
Dirk Seliger: Ja, nämlich insofern, daß ich es noch mehr schätze als zuvor. Das hat aber nichts mit meinem «Sonnenstrahl» zu tun, eher mit vielen Inhalten des Mangagenres, die mir nach wie vor fremd bleiben.
Björn Hammel: Eher über das andere Genre. Ich habe ein paar wirklich gute Manga-Empfehlungen aus unserem Projekt mitgenommen, an denen ich mich zurzeit noch lesend abarbeite.
Armin Parr: In manchen Momenten ist mir die Webcomicszene, zu der ich selbst gehöre, ähnlich fremd wie die Mangaszene. Ich hüpfe dann von Zeit zu Zeit über meinen Tellerrand, schaue herum, was andere so machen, und kehre wieder in meinen Kosmos zurück. Im günstigsten Fall kommt es aber zu einem unterhaltsamen Austausch zwischen uns. Das hat mir in der Vergangenheit Spaß gemacht, und ich werde es wohl auch in der Zukunft so machen.
Max Höllen: Man muß sich nur aktuelle gesellschaftliche Diskussionen anschauen, um festzustellen, wie blind wir oft sind, wenn es um ein Verständnis für andere «Kulturen» geht. Das war bei mir mit dem Manga nicht anders. Wenn ich nun Diskussionen erlebe, in denen der japanische Comic als grundsätzlich primitiver, kindischer, schlechter etc. bezeichnet wird, kann ich nun mit fundierter Argumentation gegensteuern.
Timo Stoffregen: Ich habe von vornherein die Konflikte unter den verschiedenen Genres nicht verstanden. Auch ich hatte schon Gespräche mit Manga- oder Fantasyzeichnern darüber, was wirklich gute Stile und Zeichnungen sind. Im Endeffekt ist das wie eine Diskussion darüber,
was wirklich gutes Essen ist. Alles Geschmacksfrage.
COMIC!: Werdet ihr euer Werk/die Zusammenarbeit fortsetzen?
Björn Hammel: Geplant haben wir erst einmal nichts, und aktuell widme ich meine knappe Comiczeit der Zusammenarbeit mit Sascha Dörp an unserem Kamäleon-Comic. Andererseits gefällt mir so gut, was Alena macht, daß ich mich sehr freuen würde, wenn sich vielleicht doch mal wieder eine Gelegenheit ergäbe.
Timo Stoffregen: Ich wäre gerne wieder mit dabei. Von mir aus auch mit anderen Aufgabengebieten, wie zum Beispiel nur die Kolorierung oder das Tuschen zu übernehmen.
Dirk Seliger: Der Kontakt brach so schnell ab, wie er begann. Aber wir haben ja alle unsere ureigenen Baustellen, da bleibt nicht viel Zeit übrig für weiterführende Experimente. Ich hoffe allerdings, es gibt weitere Gelegenheiten.
Sunny-Ray: Würde Dirk nochmal Bock auf eine Zusammenarbeit haben, wäre ich irre, das abzulehnen. Ich glaube, ich könnte dabei auch noch einiges lernen.
Max Höllen: Seit dem Projekt haben sich unsere Wege getrennt, und derzeit stehen bei mir keine neuen Projekte an, in denen eine Kollaboration nötig ist. Ich würde aber Ralf jederzeit wieder als Teammitglied in einer ähnlichen Aktion begrüßen. Außerdem habe ich einen Mentor gefunden, an den ich mich in professionellen Comicfragen wenden kann.
Alena Braune: Eine weitere Zusammenarbeit ist jetzt zwar nicht geplant, aber was die Zukunft so bringt, kann man natürlich nicht vorhersagen. Zur Frage, ob das Projekt meinen Blick auf das Genre «Manga» verändert hat: Das kann ich nicht direkt sagen. Was aber eher wichtig ist, denke ich, ist der Kontakt zum anderen Bereich. Das Projekt hat mir immerhin ein paar Namen der deutschen Comicszene bekannt gemacht und das Genre «Comic» wieder mehr in mein Bewußtsein gebracht.
COMIC!: Wie haben eure Fans und LeserInnen auf das Heft reagiert?
Timo Stoffregen: Fanden alle super. Gerade hängt in der Nordstadtbibliothek Hannover noch eine Ausstellung zum Making of des Comics, und er wurde sehr positiv aufgenommen und beäugt.
Sunny-Ray: Ich selber bin ja noch vollkommen unbekannt. Daher ist es jedesmal eine freudige Überraschung, wenn Leute auf mich zukommen und zum gelungen Comic gratulieren. Da geht einem doch das Herz auf.
Dirk Seliger: Bei meinen war die Reaktion gleich Null. Das heißt, man hat meine Mitarbeit am Heft entweder nicht wahrgenommen oder es war allen egal. Ich weiß auch nicht, ob ich’s bloß nicht mitgekriegt habe hier in der Provinz, aber generell kommt mir die Resonanz auf das Heft eher gering vor, zumindest geringer, als ich sie mir vorgestellt habe. Denn es war definitiv ein gutes Projekt!
Armin Parr: Die Leute, die ein Heft gratis bekamen, waren gücklich. Drei Freunde habe ich heute noch selbst gefragt. Die beiden Freundinnen hatten es ein halbes Jahr später noch nicht gelesen, eine fand aber das Zusammentreffen der verschiedenen Zeichenstile super. Der andere fand es gut, daß man versucht hat, verschiedene Szenen zusammenzubringen. Er fand den Comic von Schlogger und Martina Peters ganz gut, einige Storys wurden als eher langweilig und nichtssagend empfunden. Er werde das Heft aufheben, weil eine Geschichte von mir darin abgedruckt sei. Andernfalls hätte er es weggeworfen. Er überlegte, ob es für ein solches Projekt vielleicht gut wäre, wenn die Zeichner alle am gleichen Ort wären.
Björn Hammel: Speziell zu unserem Comic/Manga habe ich erfreulicherweise ein paar sehr positive Rückmeldungen erhalten, und die Projektidee an sich fanden bislang alle Menschen spannend, denen ich davon erzählt habe.
Burkhard Ihme: Ich habe leider nur wenige Reaktionen erhalten. 22 Comicläden haben zum Gratis Comic Tag über 2.500 Exemplare geordert (ich habe in Esslingen etwa 80 Hefte signiert), auf der Ausstellung «Comics! Mangas! Graphic Novels!» und im Erika-Fuchs-Haus wurden weitere 1.000 Hefte verteilt, und die Teilnehmer erhielten 1.200 Hefte, die restlichen wurden oder werden vom ICOM bei seinen Messeauftritten unters Volk gebracht.
Armin Parr: Ich finde es immer noch gut, daß es einen Schritt in Richtung Austausch gab. Der Grund für das Heft scheint mir aber primär die etwas unglückliche Situation bei der Preisverleihung in Erlangen gewesen zu sein, und ich kann Martina Peters’ Emotionen sehr gut nachvollziehen. Das Heft war gut, um Wogen zu glätten, es stellt sich aber die Frage, ob man hier noch einen Schritt weitergehen kann? Mein Eindruck ist, daß die beiden Szenen nicht übermäßig aneinander interessiert sind. Das ist nicht so schlimm, an Stelle eines Hefts wäre zu überlegen, ob man die Idee über einen gemeinsamen einwöchigen Workshop (ich weiß, das bedeutet sehr viel Organisationsarbeit) weiterspinnen könnte. Persönlich bin ich mit meinen Comix in einer sehr kleinen Nische unterwegs. Mich interessiert daher weniger, ob jemand Manga oder Comic macht, sondern ob jemand einen individuellen Stil hat. Und wenn der interessant ist und man beim Betrachten und Lesen die Persönlichkeit des Zeichners/Erzählers spürt, ist das für mich wichtiger als das Einteilen in Genreschubladen.
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Auf den Geschmack gekommen?
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Die Teilnehmer
Rudolph Perez und Georg K. Berres
Burkhard Ihme und Leeorio
Martina Peters und Schlogger
Timo Stoffregen und Adroth Rian
Lucas Bahl und Kaydee Artistry
Alena Braune und Björn Hammel
Daniel Speh
Yupinachii und Armer Armin (Armin Parr)
Ralf Marczinczik und Max Höllen
Tobias und Paranoid-Polly
Anastasia Gottwich und Adroth Rian
Katrin Baldin, Liyah Gurmu und Max Käppler
Sunny-Ray und Dirk Seliger
Lilian Caprez
Bina Placzek-Theisen
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Übersicht der Linklisten
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COMIC!-Jahrbuch 2018
Artikel, Interviews, Analysen, Porträts... November 2017
Format: DIN A4 Umfang: 264 Seiten, davon 26 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25 ISBN 978388834-948-5
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