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COMIC!-JAHRBUCH 2017

Zeichnet ... zeichnet ... zeichnet!!!
Interview mit Björn Pertoft

Von Susanne Köhler


COMIC!: Hallo, Björn, wir kennen uns aus der Comicademy, damals habe ich dort Comic-Zeichnen gelernt, und du hast uns in einigen Fächern unterrichtet – Moment, ich glaube, es waren die Fächer Character Design, Perspektive, Storyboard ...

Björn Pertoft: Das ist schon eine Zeitlang her, 2008 bis 2010 ... Das hat gut gepaßt, da ich ja sowohl Comiczeichner und Illustrator als auch Pädagoge bin.

COMIC!: Oh ja, das hat man aber auch gemerkt ...

Björn Pertoft: Wir hatten ganz gut strukturiertes Unterrichtsmaterial, aber die Unterrichtsräume waren grenzwertig. Ein fensterloses Hinterzimmer in einem Hotel im Bahnhofsviertel von Frankfurt. Trotzdem hat es mir viel Spaß mit euch gemacht. Später wurde dann alles ins Internet verlegt. Nur noch Online-Meetings ... Das war nicht meins, und da habe ich aufgehört. Mir hätte da die persönliche Begegnung gefehlt.

COMIC!: Wie bist du überhaupt zum Comic gekommen?

Björn Pertoft: Ich hab wahrscheinlich den klassischen Anfang jedes Zeichners: Ich habe immer nur gezeichnet, als Kind schon. Als Beruf habe ich mich aber dann doch für Pädagogik entschieden, habe viele Jahre in diesem Bereich gearbeitet. Später hab ich es dann aber doch noch mal probiert als Illustrator, und über Umwege und Connections zu anderen Zeichnern habe ich meine ersten Aufträge von Werbeagenturen bekommen. Angefangen habe ich in den frühen 90ern mit Jerry Jetson Comics «Das abenteuerliche Leben des Jerry Jetson – wir retten die Welt» im Reiner Feest Verlag, in Zusammenarbeit mit Horst Gotta als Zeichner. Ich habe die Storyboards gemacht. Der Verlag wurde nach dem ersten Band von Ehapa aufgekauft. Wir haben dann noch einen zweiten Band, «Das Rennen der 100 Millionäre», gemacht. Horst ist jetzt Verleger beim Splitter-Verlag. Die machen sehr schöne Comics. Meistens arbeite ich im Kinder- und Jugendbuchbereich, illustriere Kartenspiele, Brettspiele. Ich tune bestehende Figuren auf, z. B. den Kaba Bär. Und zum 10-jährigen Jubiläum des Kartenspiels Bohnanza hat die Firma Amigo 2007 in Zusammenarbeit mit dem Baumhaus Verlag «Das große Bohnanza Buch» veröffentlicht. Die Texte schrieb Christian Matzerath.

COMIC!: An den «Chris & Marty»-Comicalben hast du zwischen 2003 und 2008 mitgearbeitet. Wie lief das ab?

Björn Pertoft: Zwei Motorrad-Fans hatten die Idee, sich selbst als Comicfiguren verschiedene Abenteuer erleben zu lassen, kümmerten sich um das Finanzielle und den Vertrieb. Wir arbeiteten im Team, ich das Storyboard, andere tuschten, kolorierten ... Wir haben zwei Bände zusammen gemacht, eine Easy-Rider-Geschichte, «Chris & Marty – Rache für Easy Rider», das zweite war eine Persiflage auf James Bond, «Chris & Marty im Geheimdienst Ihrer Majestät». Ein dritter Band, «Zwei irre gut drauf» – aber da war ich nicht dabei –, handelte von Fußball und Bikes. Es war eine Sammlung von vorher schon veröffentlichten Zeitungsstrips und ganzseitiger Illustrationen zum Thema. Sowas bringt Freude, das passiert aber leider eher selten. Vor allem hat mir bei diesem Projekt die Zusammenarbeit mit Michael Apitz Spaß gemacht (er wurde vor allem durch seine «Spätlesereiter»-Comicalben bekannt).

COMIC!: Du hast auch den Käpt’n Blaubär für die Sendung mit der Maus gezeichnet ...

Björn Pertoft: Ja, die Storys hat Walter Moers verfaßt ... Fürs ZDF haben wir viel gemacht, wir waren da ein Studio in Frankfurt-Bockenheim. Ca. fünf Leute, da gab es noch keine Computer-Animation. Die Geschichten wurden als Legetrick animiert. Koloriert wurde mit den berühmten Polychromos Buntstiften. Einer hat die Figuren noch mit der Schere einzeln ausgeschnitten, Arme, Beine konnten dann je nach Bewegungsablauf anders gelegt werden ...da mußte man die Sache auf den Punkt bringen, wie zeige ich eine Handbewegung möglichst mit nur zwei Bildern? Das zwingt dich zu einfachen Lösungen. Wir arbeiteten sehr arbeitsteilig. Mein Part war auch hier das Storyboard.

COMIC!: ... und später dann die Sendung «Löwenzahn» im ZDF ...

Björn Pertoft: Ja, für «Löwenzahn» hatte ich mich über eine Ausschreibung beworben ... dann habe ich zuerst für das Merchandising gearbeitet, später auch das «Löwenzahn»-Kioskmagazin betreut. Etwa ein halbes Jahr ...

COMIC!: Warum sind deiner Meinung nach Comicfiguren so gefragt – in der Werbung und überhaupt?

Björn Pertoft: Comicfiguren sind Sympathieträger. Sie können auf ein Unternehmen oder Produkt paßgenau und individuell zugeschnitten werden, das schaffen Fotos nicht so gut. Sie sind etwas Visuelles. Grade auf Webseiten ... Wer klickt sich schon gerne durch kilometerlange Textblöcke.

COMIC!: Du hast schwedische Wurzeln. Sind die Schweden comicaffiner als wir hier?

Björn Pertoft: Naja, die sind dort schon irgendwie lockerer und Comics sind aus dem Alltag nicht wegzudenken .... es muß dort nicht alles so «seriös» daherkommen wie hier. Ich glaube, das macht den Unterschied aus. Wenn ich überlege, daß hier in den 50er Jahren noch Comics öffentlich verbrannt wurden, als «Schundliteratur» ...

COMIC!: Wie arbeitest du – mit Graphik-Tablet oder auf Papier?

Björn Pertoft: Oh, ich bin da ganz klassisch: Papier. Am liebsten auf meinem Klemmbrett. Ich zeichne in der Regel mit Blaustift vor, korrigiere dann mit Rotstift, dann wird mit Bleistift ausgearbeitet und zuletzt mit Pinsel und Tusche geinkt.

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November 2016
Format: DIN A4
Umfang: 224 Seiten, davon 60 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25
ISBN 978–3–88834-947-8
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