COMIC!-JAHRBUCH 2017 |
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"Wir sind die Laterna Magica der
Comic-Kultur im Internet"
Ein Blick durchs Comicoskop
Interview mit Chefredakteur Martin Frenzel
Von Burkhard Ihme
COMIC!: Seit April 2014 gibt es das COMICOSKOP, das "E-Fachmagazin für Comic-Kultur & Bildgeschichte unabhängig, innovativ und weltoffen". Der Start war aber wohl ein wenig holprig?
Martin Frenzel: Nun, wir sind ein rein ehrenamtlich betriebenes, non-kommerzielles Projekt das geht nur nach Feierabend, in der knappen Freizeit, nach dem Job, in kafkaesken Nachtschichten und am Wochenende. Und ehrenamtlich-nonkommerziell wird das COMICOSKOP auf absehbare Zeit auch bleiben. Ich habe mir mit dem Start des COMICOSKOP einen lange gehegten Fachmagazin-Traum erfüllt. Es stimmt, der geplante Online-Start im April/Mai 2014 mußte verschoben werden, weil ich überraschend einen neuen Job bekam. Online ging das COMICOSKOP dann übrigens schon im Dezember 2014. Seitdem haben wir das COMICOSKOP peu à peu immer mehr ausgebaut. Der Durchbruch kam im Januar 2015 mit unserer Berichterstattung zum Pariser Mordanschlag auf die CHARLIE-HEBDO-Redaktion, auf Cabu, Charb, Wolinski & Co. Inzwischen bietet das COMICOSKOP ein facettenreiches CHARLIE-HEBDO-Dossier mit allerlei Hintergründen und Beiträgen. Das COMICOSKOP war und ist seit Start ein work-in-progress-Vorhaben. Ich denke auch, daß wir uns jetzt, nach fast zwei Jahren, mit unserem neuen E-Fachmagazin für Comic-Kultur sehen lassen können, auch wenn wir nach wie vor ein David unter den vielen, meist gedruckten Fachmagazin-Goliaths sind ... und wir sind stolz darauf, daß man bei uns Beiträge lesen kann, die es sonst nirgendwo so zu lesen gibt. Wir sind eine Art Laterna Magica der Comickultur im Internet! Wir sind aber zugleich überzeugte Pluralisten: Es ist doch gut, daß es in deutschen Landen eine bunte Vielfalt an Fachmagazinen gibt.
Schon seit über zwanzig Jahren ging ich mit der Idee eines eigenen Fachmagazins genau dieses Namens schwanger. Es geht uns beim COMICOSKOP nicht um Schnelligkeit um ihrer selbst willen, sondern um Inhalte, Qualität und Tiefgang. Es ist auch und gerade im Online-Journalismus eine gute Idee, mal auf Entschleunigung und stattdessen auf Qualität zu setzen. Journalistisches Fast Food ist unsere Sache nicht. Auch die Tatsache, daß wir beim COMICOSKOP alle in der Regel voll im Berufsleben stehen, setzt uns da natürliche, enge Grenzen. Eine Ausnahme bilden gewiß die News, etwa, wenn bekannte Zeichner wie zuletzt Hansrudi Wäscher und Jack Davis sterben. Wir sind jedenfalls ein bißchen stolz auf das, was wir trotz Ehrenamtlichkeit, knapper Freizeit und der widrigen Bedingungen der Feierabend-Arbeit bis dato mit COMICOSKOP in den letzten knapp zwei Jahren erreicht haben. Das ist ein toller Erfolg, was wir auch an den positiven Reaktionen der Leserschaft merken.
COMIC!: 1981, da warst du erst 16, hast du die Zeitschrift COMIC-JOURNAL herausgegeben, die quasi in Konkurrenz zur COMIXENE und zum österreichischen Fachblatt COMIC FORUM stand. Was gibt es zu der einzigen Ausgabe, die erschienen ist, zu sagen?
Martin Frenzel: Das Comic-Journal war mein allererster Gehversuch in der damals noch rein westdeutschen Comicszene, ich war damals noch Gymnasiast und ziemlich grün hinter den Ohren und brachte, mit reichlich Flausen im Kopf dieses "deutsche Comicfanzine" im April 1981 heraus. Begonnen hatte ich damit schon 1980. Immerhin hatte das Fanmagazin stolze 72 Seiten. Finanzieren konnte ich das nur, weil mir meine Großmutter etwas vererbt hatte. In Konkurrenz zur COMIXENE und zum COMIC FORUM standen wir mit Sicherheit nicht (nicht mal im Traum!). Die spielten damals in einer anderen Liga. Nein, die Idee war: Ein Fanmagazin für Comics herauszubringen in Verknüpfung mit Erstveröffentlichungen deutscher Comic-Zeichner. So feierte Steff Murschetz, heute bei U-COMIX, im COMIC-JOURNAL sein Debüt, auch Helmut Fiege war dabei (und mit Abstand der damals graphisch Beste) und auch Andreas Marschall. Die Zeichner meldeten sich auf eine Kleinanzeige, die ich in der COMIXENE geschaltet hatte. Ich fuhr dann mit meinem Vater zum Kölner Comic-Tauschtag von Hartmut Becker, versuchte tapsig, wie ich war mein Heft irgendwie an den Mann zu bringen ... Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte: Die horrenden Buchhändler-Rabatte, wobei der damalige Kölner Comic-Buchhändler Benedikt "Bene!" Taschen den Vogel abschoß: Er verlangte satte, für mich ruinöse 80 Prozent. Inhaltlich bot das COMIC-JOURNAL eine Titelgeschichte über Detektive und Agenten im Comic, einen Artikel über "Batman"-Zeichner Jim Aparo und "Archie Cash"-Zeichner Malik. Bernd Weckwert schrieb über Bruno Brazil und seine Abenteuer aus der Feder von William Vance. Daneben gab es News aus Deutschland und dem Ausland, jede Menge Rezensionen. Das Titelblatt war eine Deutschland-Premiere, denn zu diesem Zeitpunkt war das "Gelbe M" der Reihe "Blake & Mortimer" von Edgar Pierre Jacobs hierzulande noch nicht erschienen. Trotz der Mängel der Erstausgabe erhielt ich viel positive Resonanz etwa von Klaus Wilinski. Wir planten dann tatsächlich eine Weile lang eine deutlich professionellere zweite Nummer. Es fanden mehrere Redaktionssitzungen statt, da sich inzwischen mit Klaus-Peter Fürstenau ein professioneller Graphiker als Partner gefunden hatte. Klaus Strzyz aus Frankfurt war auch mal dabei. Wir führten Gespräche auf der Frankfurter Buchmesse. Aber, wie das so ist: Es fehlte zwar nicht an Ideenreichtum und sogar einem schmucken Briefkopf, wohl aber an Geld (wir hatten alle keins) und Sponsoren und als Klaus-Peter dann plötzlich ein Jobangebot außerhalb von Mainz erhielt und jäh wegzog, war das Projekt erstmal beendet. Doch ganz ohne Folgen blieb das COMIC-JOURNAL nicht: Ein gewisser Wolfgang Alber aus Wien rief dann Ende 1981 bei mir an und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, ab sofort fürs Wiener COMIC FORUM zu schreiben. So erschien 1982 in zwei Teilen die verbesserte, überarbeitete Detektiv- und Agentencomic-Bestandsaufnahme, das war der Beginn in meiner Rolle als ständiger Redaktionsmitarbeiter dort, die bis 1994 währte, zeitweise faktisch in der Funktion eines unbezahlten Quasi-Chefredakteurs bei Comic Forum. Eine kurze Weile erwog ich ernsthaft, deswegen nach Wien zu ziehen, dort zu studieren und COMIC FORUM zu machen
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COMIC!-Jahrbuch 2017
Artikel, Interviews, Analysen, Porträts...
November 2016
Format: DIN A4
Umfang: 224 Seiten, davon 60 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25
ISBN 978388834-947-8
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