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COMIC!-JAHRBUCH 2017

Pop-Art trifft auf Popkultur
Die Comiciade 2016

Von Ralf Marczinczik


Der Veranstaltungsort hat wirklich eine ungewöhnliche Atmosphäre: Umgeben von hochpreisiger Kunst (und unter den Augen sichtlich nervöser Sicherheitsleute) bauen Händler und Zeichner ihre Tische und Arbeiten auf und warten aufs Publikum. Wer möchte, kann sich dabei auch noch ein wenig in den Ausstellungsräumen umsehen und stößt dabei auf Pop-Art Größen wie Koons oder Basquiat. Vom 9. bis 11. September 2016 fand nun die zweite Comiciade im Aachener Ludwig Forum statt. Wie schon bei der ersten Ausrichtung 2014 war die Werbung für das Festival auch außerhalb von Aachen zu sehen, und auch wenn einige der größeren Verlage (Carlsen, Splitter, Ehapa) nur im Händlersortiment vertreten waren, entwickelte sich die Veranstaltung sehr angenehm zu einem mehr künstlerorientierten Ereignis, im Vergleich zu den eher als Film- und Verkaufsmesse ausgerichteten Comic-Cons.

Die Tische sind tief, was ausnahmslos jeden Teilnehmer begeisterte, und bieten reichlich Platz für Bücher, Zeichnungen und die obligatorische Tasse Kaffee.Fleißig zeichnende und signierende Größen wie Vicki Scott ("Peanuts"), Ulf K. ("Die neuen Abenteuer von Vater und Sohn"), Timo Wuerz ("Ghost Realm"), Barbara Yelin ("Irmina") und Sarah Burrini ("Das Leben ist kein Ponyhof") sollten auch dem nur oberflächlich interessierten Leser einen Anreiz bieten, im Ludwig Forum vorbeizuschauen. Ausgeweitet wird das Programm von Zeichnern und Schreibern wie Jörg Hilbert ("Ritter Rost") und Silvio Neuendorf ("Käpt’n Sharky"), die man eher im Kinderbuch-Segment ansiedeln und die man vermutlich eher in einem solchen Museums-Umfeld erwarten würde.
Die Comiciade selbst lief über drei Tage, wobei der Freitag als normaler Werktag erwartungsgemäß etwas ruhiger war. Das Rahmenprogramm, bestehend aus Lesungen, Podiumsdiskussionen und Cosplay-Veranstaltungen, war auf zwei Locations aufgeteilt, die nur durch eine Straße getrennt waren. Gleich gegenüber vom Ludwig Forum befindet sich die St. Elisabeth Kirche, die zum Zeitpunkt der Comiciade auch noch als Hotel diente, was einige der dort untergebrachten Künstler als ein wirklich interessantes Erlebnis beschrieben. Abgerundet wurde der Tag noch von Abendveranstaltungen im Space, einem Theater/Kino, das sich gleich unter dem Forum befindet, und das Acts wie Fil, Micha Marx und Kai Havaii (Extrabreit) und Stefan Kleinkrieg eine Bühne bot. Auf der selben Bühne fanden dann auch die restlichen Lesungen und Diskussionen statt, wie zum Beispiel die mit Barbara Yelin, die unglücklicherweise schon am Freitag stattfand und zu der sich leider nur vier Besucher einfanden. Obwohl die Workshops und Veranstaltungen in der Kirche gut besucht waren, fanden die Besucher bis zum Sonntag nur in überschaubarer Zahl ins Forum, was vermutlich weniger dem Eintrittspreis von 12 € für Erwachsene geschuldet war, als dem tollen Sommerwetter, das viele eher draußen genießen wollten. Der Sonntag startete dann mit einem echten Highlight, einem großen Blasorchester im Foyer des Forums, das das anwesende Publikum mit Popsongs und Highlights aus Filmen schichtweg aus den Socken gehauen hat. Neben den mehr exotischen Veranstaltungsorten ein weiteres Argument für die Comiciade, die in zwei Jahren hoffentlich wiederholt wird.
Natürlich ist keine Comic-Veranstaltung ohne Ausstellungen komplett, und so hingen, etwas versteckt in den oberen Etagen des Forums, Arbeiten von Vicki Scott, Ulf K. Jörg Hilbert und Silvio Neuendorf.
Fazit: Auch beim zweiten Besuch macht die Comiciade Spaß, und Alexander Samsz als Organisator und seine Mitarbeiter haben ein wirklich tolles Rahmenprogramm organisiert, das hoffen läßt, daß das Festival mit mehr Unterstützung in zwei Jahren weiter wachsen wird.


Interview mit Alexander Samsz
(Werbeagentur Nonplusultra):

COMIC!: Nun, nachdem der Streß der vergangenen Wochen hoffentlich nachgelassen hat, darf ich fragen, wie du die COMICIADE im Vergleich zu der ersten von 2014 siehst?

Alexander Samsz: Die erste COMICIADE war neu und wir völlig überrascht vom Erfolg. Die zweite war jetzt größer, schneller, breiter. Wir haben mit vier Künstlern eine Ausstellung organisiert, über alle drei Tage kostenfreie Workshops durchgeführt, ein buntes Rahmenprogramm, einen Games-Room eingerichtet und einen Cosplay Ballroom in einer alten Kirche mit viel Programm angelegt. Viel mehr ging nicht.

COMIC!: Die COMICIADE ist ja nicht nur das Festival alle zwei Jahre?

Alexander Samsz: Das ist richtig. Wir fördern Comics das ganze Jahr. Einmal im Monat bieten wir in Kooperation mit dem Ludwig Forum einen Workshop an. Wir möchten auch Spuren in der Stadt hinterlassen. War es beim ersten mal, das vom Graffiti-Künstler Lake 13 gestaltete Umspannhäuschen mit Comic-Motiven, so haben wir, dank unseres Partners AkzoNobel, nun die wahrscheinlich größte lizensierte "Peanuts"-Wand der Welt in Aachen. Zudem bieten wir nun dauerhaft Comiczeichnen-Kurse mit unserem Partner Städteregion Aachen für Schulklassen an. Es hat sich also auch in den letzten zwei Jahren viel bewegt in Aachen. Und wir sind stolz, daß wir so tolle Partner haben.

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November 2016
Format: DIN A4
Umfang: 224 Seiten, davon 60 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25
ISBN 978–3–88834-947-8
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