Zum 100. Geburtstag von Manfred Schmidt
Ein Blick auf die Feierlichkeiten von Achim Schnurrer
Zwei Gedenkausstellungen und eine Publikation würdigen Manfred Schmidt (19131999)
Im ersten Nick Knatterton-Abenteuer "Der Schuß in den künstlichen Hinterkopf" gibt es im Showdown eine hübsche Szene, in der sich der Meisterdetektiv mit einer Schwert-Atrappe aus Pappe gegen anstürmende Gauner zur Wehr setzen will. Die Kombination aus Furcht- und Fruchtlosigkeit seines Unterfangens kommentiert der Held mit dem Spruch "Viel Feind’ viel Ehr’!". Autor und Zeichner Manfred Schmidt fügte noch die Erläuterung "Dumme Redensart (5.20. Jhdt.)" dazu.
Ich bin mir sicher, der geistige Vater des Detektivs hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, aus der Null eine Eins ("21. Jhdt.") zu machen.
Der mit seinen Reisereportagen und vor allem mit Nick Knatterton auch international erfolgreiche Künstler schenkte ein Jahr vor seinem Tod einen großen Teil seiner Zeichnungen dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover. Eingedenk der Bedeutung, die das Haus mittlerweile über Wilhelm Busch hinaus hat, nennt es sich seit ein paar Jahren "Wilhelm Busch Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst". Hier sowie parallel in Manfred Schmidts Geburtsstadt Bad Harzburg fanden zwei Ausstellungen statt, die an den Künstler und seine Schöpfungen in vorderster Front natürlich Nick Knatterton erinnerten.
Eckart Sackmann sammelte im Vorfeld dieses Jubiläums neues Material und verfaßte unterstützt von Ralf Palandt den Band "Oh, Nick Knatterton", in dem er die Wurzeln des Meisterdetektivs in den 1930er Jahren offenlegte, sowie die Publikationsgeschichte des Helden in der Illustrierten Quick und darüber hinaus nachzeichnete. Den krönenden Abschluß des gut recherchierten Buches bildet die Originalfassung des eingangs erwähnten ersten Abenteuers, das wie man im Vergleich zu den späteren Veröffentlichungen in den Sammelbänden des Lappan-Verlages gut erkennen kann in einigen Details von der dort verbreiteten Fassung abweicht.
"Oh, Nick Knatterton" heißt übrigens auch das Liedchen, das vom Münchner Gesangsquartett Isarspatzen für den Kinofilm "Nick Knattertons Abenteuer Der Raub der Gloria Nylon" von 1958 eingesungen wurde. Der Film mit Karl Lieffen in der Hauptrolle floppte. In der Umsetzung des Comic-Helden für die Leinwand ging so ziemlich alles verloren, was den Witz und den Charme der Vorlage ausmacht.
Es war vielleicht nicht die beste Wahl, das Buch nach dem Song eines recht kläglich gescheiterten Films zu benennen, der allerdings wie in Sackmanns Publikation nachzulesen ist heute zumindest von Fans des Trash-Films aus der Zeit der frühen BRD geschätzt wird. Abergläubische Zeitgenossen könnten behaupten, daß sich die Erfolglosigkeit der Verfilmung auch auf das Buch übertragen hat. Doch im Gegensatz zum Leinwand-Knatterton hat der schön gemachte Band dieses Schicksal nicht verdient.