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COMIC!-JAHRBUCH 2014

Der nächste Comic ist immer der schwerste
Im Windschatten der WM ist der Fußballcomic im Aufwind

Von Bardo Faust

Langsam steigt das Fieber: Jogis Jungs sind qualifiziert für die WM, die Vorfreude für die Festtage aller Fußballfreunde auf der Welt ist groß. Sehr groß. Die besten Kicker der Fußballwelt treffen sich im nächsten Sommer im Schatten des Zuckerhutes, um unter der brasilianischen Sonne ihre Allerbesten zu küren. Die Namen Ronaldo, Rooney, Özil elektrisieren die Fans. Und allerlei Produkte rund um das runde Leder erblicken das Licht der Welt. Auch auf dem Comic-Sektor tut sich einiges, alle vier Jahre, wenn der World Cup am Horizont aufzieht. Das COMIC!-Jahrbuch hat sich deshalb ein wenig umgeschaut – sowohl in den Geschichtsbüchern, als auch bei aktuellen Entwicklungen. Ein interessanter Ausflug.

"Als ich angefangen habe, hat der Chefredakteur des Kickers noch zu mir gesagt: 'Über Fußball macht man keine Witze'", sagt Lutz Mathesdorf. Zum Glück hat er sich nicht daran gehalten. Sein erstes Fußballbuch hat er zur EM 1996 mit Volker Sponholz beim Rowohlt Verlag herausgebracht: "Bertis Buben – Wo liegt bloß dieses England?". Es war ein Bestseller, auf Platz 29 der Spiegel-Bestsellerliste. "Bis dato waren Fußballcomics eher Ladenhüter. Das Spiel im Comic darzustellen war einfach schwierig. Die Spannung des realen Spiels kriegst du im Buch nie so rüber", erzählt er. Deshalb konzentrierte er sich auf das Profileben neben dem Platz, er zeigte die realen Spieler dann, wenn keine Fernsehkamera auf sie gerichtet sind, gepaart mit witzigen Kommentaren. Das kam gut an. "Heute stürzen sich alle Comedians, Cartoonisten, Comiczeichner, Musiker wie die Irren auf das Thema. Damals waren wir die Einzigen!"
Es folgten noch weitere Geschichten des Duos Sponholz/Mathesdorf bei Rowohlt: Zur WM 1998 "Bertis Buben – Auf nach Frankreich" (ebenfalls bei Rowohlt) und schaffte es bis auf Platz 9 der Spiegel-Bestsellerliste. "Hier haben wir auch als erste einen alternativen Song zur Fußball-WM gemacht. 'Lecker Fischbrät feat. Bertis Buben, Haut se wech’'". Und für das ZDF haben Sponholz/Mathesdorf Trickfilme gefertigt, "die allerdings nicht gezeigt wurden, weil Dieter Poschmann sich nicht gezeichnet sehen mochte", sagt Mathesdorf. Zur EM 2000 erschien "Ribbecks Racker", und damit ging es dann bergab. Je schlechter die Nationalmannschaft spielte, desso schlechter verkauften sich die Bücher. "Sir Erichs Bundesligareport ’99" und "Ribbecks Racker" liefen nicht mehr so toll, erinnert sich Mathesdorf.
2002, mit "Ruuudi", ging es zwar wieder leicht aufwärts, aber dann kam es zwischen Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf zur Grundsatzfrage. Es gab unterschiedliche Ansichten darüber, wie es mit dem Büchern weitergehen sollte. Mathesdorf: "Er wollte liebevolle Comicgeschichten erzählen, und ich war der Ansicht, daß sich der Fußball in Richtung Kommerz bewegt und wir das federführend mitmachen sollten und in erster Linie damit Geld verdienen sollten. Wir hatten beide Recht. Erstens soll man unbedingt liebevolle Comicgeschichten erzählen. Zweitens ging der Merchandising-Markt mit Fußballspielern voll ab."
Das Duo trennte sich, und Volker Sponholz brachte zur EM 2004 mit "Ein Mann für Tante Käthe" einen liebevollen Comic auf den Markt. Inhalt: Michel und Horst, zwei Hobby-Kicker, wollen dem unter Mangel an qualifiziertem Personal leidenden Rudi Völler helfen. Durch Zufall haben sie Gregor entdeckt, ein Ausnahme-Talent, das bei seinem ersten Testspieleinsatz gleich vier Tore schießt. Doch der Senkrechtstarter ruft die Neider im Team auf den Plan. Und auch ein fanatisierter schottischer Attentäter, der mit dem Schlachtruf "Für McBerti" auf Michael Ballack zurast, droht, den Hoffnungen der deutschen Mannschaft ein jähes Ende zu setzen ... Laut Mathesdorf war dieses Buch "ein in sehr schönes Buch, das leider nicht die Wertschätzung bekam, die es verdient hat".
Vor der WM 2006 herrschte dann Goldgräberstimmung. Laut Mathesdorf, der eine Fußballcomicserie starten wollte, wurde damit alles schwieriger: "Jeder Manager verlangte Unmögliches von uns. Wir haben damals gerade mal die Lizenzen von sieben bis acht Spielern bekommen und dabei leider nur zwei große Namen (Lahm und Ballack). Damit konnte man nicht wirklich etwas anfangen." Mit Darko Zebic hat er dann "Wocha-Champions of the World" gemacht. Jeweils sechs Seiten über einen Weltstar des Fußballs. Ibrahimovic, Ronaldo, Zidane, (den damals noch unbekannten) Messi, Ronaldinho, Christiano Ronaldo und Totti.
Vor der WM 2010 stiegen Darko Zebic (alias Gabriel) und Mathesdorf dann um auf Filme. "Jogis Löwen" liefen sehr erfolgreich auf Sportbild.de. Daraus ist dann 2012 das gleichnamige Buch für den Piper Verlag geworden, "das nicht mehr Bestseller geworden ist, aber doch überraschend gut lief", wie der Autor sagt.


Comic und Fußballkultur

2014 will Mathesdorf nun nichts mehr in Sachen Fußball liefern. Bei der "Deutsche Akademie für Fußballkultur" gingen dafür andere ans Werk. Gemeinsam mit dem Internationalen Comic-Salon Erlangen riefen die Nürnberger im Frühjahr zum Wettbewerb "Fußball-Comic des Jahres" auf. 5.000 € Preisgeld ist dies der Akademie und ihren Sponsoren wert – samt Preisverleihung im Rahmen der Gala "Deutscher Fußball Kulturpreis" mit ZDF-Sportstudiofrontfrau Katrin Müller-Hohenstein. "Wir haben schon länger mit dem Comic-Salon kooperiert, das Thema Fußball und Comic aber noch nicht in der Tiefe bearbeitet", sagte Christoph Zitzmann von der Akademie für Fußballkultur. Das war dann also mal Zeit. Und in Sachen Stellenwert des Fußballs im Comic gibt es interessante Thesen und Gedanken.

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