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COMIC!-JAHRBUCH 2013

Sonderpreis der Jury für eine bemerkenswerte Comicpublikation:
«Perry – unser Mann im All»
Interview mit Maikel Das


Von Andreas Dierks


Seit mit dem aufsehenerregenden Heft 130 die dreißig Jahre unterbrochene Ausgabe der PERRY-Comicheftserie fortgesetzt wurde, sind bereits wieder über sechs Jahre, zehn Hefte und einige Wechsel bei den Machern und Zeichnern der PERRY-Hefte ins Land gegangen. Kai Hirdt als «Risikopilot» und Maikel Das als «Sofortumschalter» haben seit 2008 (Heft 134) die redaktionellen Schalthebel der Alligator Farm in die Hand genommen, einer Comicheftschmiede, die sich wie Perry Rhodan ständig und ideenreich auf neue Situationen einzustellen weiß.

COMIC!: Eines Tages fand man bei Facebook einen Aufruf der Alligator Farm zu einem «Kampfzeichnen» für das Heft 140 von «Perry – Unser Mann im All». Wer hatte die Idee zu dieser Herangehensweise? Und was versprach man sich von einer solchen Hauruckmethode?

Maikel Das: Die Idee des Kampfzeichnens stammt von Karl Nagel. Es ist eine spannende Methode, viel Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen und auch noch Spaß dabei zu haben. Es erfordert aber auch Disziplin und eine führende Hand, damit die Aktion nicht aus dem Ruder läuft. Karl ist dafür wie geschaffen, mit seinen «Führungsqualitäten» und seiner Fähigkeit, aus dem Bauch heraus zu handeln. Das Kampfzeichnen bedarf zudem klarer Absprachen im Vorfeld und eine weitgehend fertige Story, damit es kein Jam-Comic wird. Eine vergleichbare Aktion gab es bereits für die Hauptstory der 135, die sehr gut funktionierte. Nachdem Kai Hirdt und ich die Alligator Farm übernommen hatten, gab es kein Studio mehr. Bei einem rein ideellen Projekt, bei dem keiner etwas verdient – außer Händler, Drucker und Vertriebe –, ist es schwierig, Zeichner länger zu binden und dennoch auf professionellem Niveau zu produzieren. Einem gestandenen Profi kann man keine Hauptstory mit 21 bis 26 Seiten für lau zumuten. Daher bleibt es unsere größte Schwierigkeit, eine Kontinuität zu gewähren, die ein Periodikum wie PERRY eigentlich benötigt. Nachdem Rudi Martens, der Hauptzeichner von PERRY 137 und 138 verschütt ging, gab es mehrere gescheiterte Anläufe einen adäquaten Ersatz zu finden. So kam es zu der «Notlösung», die 139 als illustrierten Roman zu konzipieren. Das Ergebnis ist gar nicht schlecht geworden, aber es ist nun mal nicht das, was die Leser erwarten. Es war klar, daß für die Nummer 140 ein neuer Ansatz her mußte. In dieser Situation bot sich Karl an, die Produktion der Hauptstory zu übernehmen, und zwar an einem einzigen Wochenende, dem so genannten «Kampfzeichnen». Für das Kampfzeichnen der 140 gab es einige «Kernzeichner», die jeweils für eine Figur verantwortlich waren und auf Kontinuität achteten, sowie viele «Gastzeichner», die sich an den Tisch setzten und entsprechend ihrer Stärken drauflos zeichneten – nach Absprache mit Karl natürlich.

COMIC!: Was ist denn beim Kampfzeichenwochenende am 16./17. April 2012 genau schiefgegangen, daß diese schöne Idee gleich wieder zu den Akten gelegt werden muß? Im Heft 140 liest sich euer Bericht von dem Wochenende doch so, als wäre das recht harmonisch und in «blendender Stimmung» abgelaufen? Und das Heft selbst ist doch auch prima gelungen?

Maikel Das: Beim Kampfzeichnen ist nichts schief gegangen! Im Gegenteil, das lief hervorragend ab, und das Ergebnis war überraschend «einheitlich». Jedoch sind Karl Nagels und Kai Hirdts Mentalitäten, Arbeitsweisen und Vorstellungen, wie ein Comic zu ticken hat, einfach zu unterschiedlich. Die Storyentwicklung für die kommende Ausgabe zog sich quälend langsam dahin, ohne daß greifbare Ergebnisse dabei herauskamen. Keiner war damit glücklich. Karl hat sich dann zurückgezogen, wegen «künstlerischer Differenzen», wie es so schön heißt. Das ist schade, aber ich muß betonen, daß es keinen Streit oder böses Blut gab! Es paßte nur einfach nicht. So ist leider ein halbes Jahr ungenutzt verstrichen, was ärgerlich ist. Das ist jetzt aber so. Kurz zuvor hatten wir beschlossen, die nächste Hauptstory, also für die 142, parallel zu entwickeln, um so wieder Zeit einzuholen. Da nach dem Zyklus-Ende in der 139 die PERRY-Geschichten in sich abgeschlossen sind, ist eine Reihenfolge egal. Die Story wird nun vorgezogen und zur neuen 141. Dafür haben wir Frank Freund für die Vorzeichnungen gewonnen. Der Plot wird von Kai gerade zum fertigen Skript vollendet. Ich tusche dann die Seiten von Frank. Für ein Kampfzeichnen ohne Karl fehlen uns passende Räumlichkeiten. Außerdem bin ich keine Lichtgestalt, die Menschen zusammentreiben und anleiten kann. Ich arbeite lieber in einem kleinen, zuverlässigen Team, mit denen man auf derselben Wellenlänge kommuniziert. Das heiß nicht, daß ich mich von der Idee des Kampfzeichnens komplett verabschiede. Die Gestaltung in Form eines kreativen Happenings finde ich weiterhin großartig. Nur müssen die Umstände stimmen, damit auch etwas Brauchbares dabei herauskommt.

COMIC!: Die «Ashcan»-Ausgabe zum neuen Heft, die ihr zum Comicsalon nach Erlangen mitgebracht habt und die ein paar Skizzen und einen Einblick in PERRY 141 bietet, wurde offenbar gut nachgefragt?

Maikel Das: Die Auflage betrug150 Stück im Digitaldruck. Gut hundert Ausgaben habe ich auf dem Comic-Salon verkauft und den Rest als Belegexemplare an VPM und Alligator-Farm-Mitarbeiter verteilt. Die ist komplett alle.

COMIC!: Der Ashcan-Ausgabe entnimmt man, daß ihr zu diesem Zeitpunkt noch vorhattet, das Kampfzeichnen-Konzept fortzusetzen, ja?

Maikel Das: Ja, Karl hat erst Ende Juni entschieden, sich zurückzuziehen.

COMIC!: Also müßt ihr euch gleich wieder umstellen. Wie sehen nun die Planungen für PERRY 141 aus? Stellst du uns bitte den neuen Zeichner Frank Freund vor? Gibt es schon (Vor-) Zeichnungen, die du uns zeigen kannst?

Maikel Das: Frank Freund bezeichne ich immer als unseren Milo Manara der Alligator Farm, seitdem er die erotische Auris-Geschichte «Gestrandet» für die 139 von Andi Völlinger gezeichnet hat. Sie erschien auch in der PERRY--Ausgabe zum Gratis Comic Tag als Hauptstory. Frank gehört zur ZACK-Generation und ist Hermann-Fan. Aktuell ist von ihm das Album «Eierköpfe» im holländischen Verlag «Hauwaerts Uitgeverij» erschienen. Es gibt auch eine kleine deutschsprachige Auflage. Ansonsten geht Frank Freund einem bürgerlichen Beruf nach, ist verheiratet, wohnt in Düsseldorf und ist nicht sonderlich präsent in der Comic-Szene. Gut für uns! So kann er nicht abgeworben werden, und die Alligator Farm hat immer noch ein As im Ärmel. Von der Hauptstory der Nummer 141 gibt es derzeit noch nichts zu sehen. Die Nebenstorys und Illustrationen sind alle vollendet. Nur der zweite Teil des Atlan-Zeitabenteuers ist noch nicht ganz fertig. Titelbild und Rißzeichnung kann ich erst in Angriff nehmen, wenn die Hauptstory soweit vorangeschritten ist, daß ich den Leuten etwas in die Hand geben kann.

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Burkhard Ihme (Hrsg.)
November 2012
240Seiten, davon 34 redaktionelle Farbseiten
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