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COMIC!-JAHRBUCH 2009

Kampf der Systeme
Trickfilm-News

Von Heiner Lünstedt


Im Kino dominiert weiter der am Computer erzeugte Trickfilm, Ausnahmen wie der oscarnominierte schlicht, aber ergreifend gestaltete traditionell animierte «Persepolis» bestätigen die Regel. Doch die 2-D-Animation ist bei TV- und Direct-To-Video-Produktionen weiterhin dominierend. Hier nun wieder ein kleiner Ausblick auf künftige Trickfilm-Projekte und eine Übersicht über interessante Animationsfilme, die in den letzten 12 Monaten in die Kinos kamen bzw. auf DVD erschienen.

Ursprünglich sollten die in einer Märchenwelt spielenden Szenen in «Verwünscht» als Computeranimation realisiert werden. Doch Regisseur Kevin Lima («Tarzan») bestand auf dem Einsatz von Zeichentrick, da hier ja die klassischen Disney-Märchenfilme (sehr sanft) parodiert werden sollten.
Doch ansonsten setzt Disney (zunächst) weiter auf Computeranimation, erst Weihnachten 2009 soll der 2-D-Film «The Frog Princess» in die US-Kinos kommen. Auf dem Comic Con in San Diego gab es erste Ausschnitte aus dem neuen CGI-Film «Bolt» (Start Anfang 2009) zu sehen, die sich teilweise noch in Bearbeitung befanden. Doch die Tatsache, daß daher gelegentlich auch Storyboard-Bilder und rohe Animationen zu sehen waren, ermöglichte einen interessanten Einblick in die Produktionsmethoden, die sich so sehr nicht von der Planung eines herkömmlichen Zeichentrickfilms unterscheiden. Genau wie schon bei «Triff die Robinsons» wurde auch hier John Lasseter von Pixar als Berater hinzugezogen. Die recht ungewöhnliche Story vom Hund Bolt, der Star einer TV-Serie um einen Vierbeiner mit Superkräften ist und alles für real hält, hat Potential und die gezeigten Szenen, die sich recht amüsant über formelhafte Actionfilme lustig machten, hatten allerlei zündende Gags zu bieten und sorgten für Gelächter im Saal.
Ein noch gewagteres Konzept bietet der neue Pixar-Film, aus dem in San Diego ebenfalls erstmals längere Ausschnitte zu sehen waren. Regisseur Peter Docter war anwesend und erzählte, daß er von Aufnahmen abgelegener Berggegenden in Venezuela zu einer ungewöhnlichen Geschichte inspiriert wurde. «Up» erzählt nun, wie ein älterer Herr eigentlich ins Altersheim verfrachtet werden soll, doch stattdessen läßt er sein Häuschen durch tausende von Luftballons einfach abheben und bricht gen Süden auf. Doch als er schon eine Weile durch die Lüfte gesegelt ist, klopft es an der Tür und ein besonders eifriger Pfadfinder, dem noch ein «Ich helfe alten Leuten»-Orden fehlt, steht vor der Tür. So eine abgefahrene Geschichte hätte man eher als Ausgangssituation für einen Kurzfilm vermutet. Es spricht aber für Pixar (und wohl auch für Disney, siehe «Bolt»), daß hier nicht nur auf perfekte Animation, sondern auch auf ungewöhnliche Konzepte gesetzt wird.
Auffallend ist, daß, wenn eine erfolgreiche Zeichentrick-TV-Produktion wie «Die Drachenjäger» (alle fett gedruckten Filme werden am Ende des Artikels noch ausführlicher besprochen) oder «Star Wars – Clone Wars» als Vorlage für einen Kinofilm dient, hier oftmals sicherheitshalber zur Computeranimation gegriffen wird. Von dieser Metamorphose sind demnächst auch «Die Schlümpfe» betroffen, mit denen Columbia Pictures einen aufwendigen Kinofilm plant. Auch «Tim und Struppi» werden unter der Leitung von Steven Spielberg und Peter Jackson im Mittelpunkt von gleich drei computeranimierten Kinofilmen stehen. Doch 3-D-Animation ist noch lange kein Garant für einen Erfolg, wie der deutsche Computeranimationsfilm «Es war K’Einmal im Märchenland» beweist, der bei uns noch erfolgloser in den Kinos lief als der konventionell animierte «Die drei Räuber».
Für die Freunde von Superhelden-Comics aus dem Hause DC entstanden einige erstaunlich werkgetreue Zeichentrickfilme, z. B. unter der Leitung von Bruce Timm die Produktionen «Doomsday» (erzählt die Storyline um Supermans Tod) und «Justice League – The New Frontier» (nach der Miniserie von Darwyn Cooke) für den Direct-to-DVD-Markt. Während diese Filme jedoch nur in den USA erschienen, brachte es die Kurzfilm-Collection «Batman: Gotham Knight» sogar zu einer deutschen Veröffentlichung. Demnächst erscheint eine Zeichentrickadaption von «Wonder Woman», während Marvel ähnliches mit seiner erfolgreichen Miniserie «Planet Hulk» vorhat.

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