Trickstar und Pferdle
15. Internationales Stuttgarter Trickfilm Festival
Von Burkhard Ihme
Um gleich zu Beginn der Statistik genüge zu tun: In diesem Jahr wurden in 10 Kategorien Preisgelder in Höhe von 52.500 € und ein Sachpreis in Form einer All-Inclusive-Reise zur Siggraph nach Los Angeles vergeben. Neu waren dabei der Sachpreis im ebenfalls neuen Wettbewerb «Under Commission» für Auftragsarbeiten und der von der GEMA-Stiftung finanzierte Sonderpreis «Music for Animation». Zum Vergleich: Bei den 1. Internationalen Stuttgarter Trickfilmtagen wurden 1982 vier Preise in der Gesamthöhe von 10.000 DM verteilt (was für eine Veranstaltung von vorwiegend Studentenfilmen in einer Zeit, da Zeichentrickfilm nur in Verbindung mit dem Namen Disney gedacht wurde, schon beachtlich war).
Bei den Veranstaltungsorten gab es keine Veränderungen zum Vorjahr, das Wetter war besser, was vor allem den «Festival Garden» genannten Open-Air-Veranstaltungen zugute kam, bei denen neben wechselnden Kurzfilmvorprogrammen «Die Simpsons Der Film», «Wallace und Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen», «Lissi und der wilde Kaiser», «Der phantastische Planet» und «Ratatouille» gezeigt wurden. «Persepolis» mußte aus technischen Gründen verlegt werden (der Verleiher gab dem Veranstalter keine Videorechte, so daß eine 35-mm-Kopie bei ebenfalls freiem Eintritt in einem der Festivalkinos gezeigt wurde).
1982 konnte man als Besucher alle Programmpunkte wahrnehmen, da es keine Überschneidungen gab. Diese Zeiten sind längst vorbei. Auch bei geschicktester Terminplanung und Ausnutzung der Wiederholungsvorführungen ist es mittlerweile völlig unmöglich, auch nur einen Bruchteil aller Veranstaltungen wahrzunehmen. Um einen kleinen Eindruck zu vermitteln eine Aufzählung der wichtigsten in diesem Jahr: Es gab sechs Wettbewerbe mit 26 Programmen: den Internationalen Wettbewerb (5), «Tricks for Kids» (4), «AniMovie» (Langfilme, 8), «Young
Animation»
(Studentenfil-
me, 4), «Animated Series» (4) und das er-
wähnte «Under Commission» (1). Dazu kamen 4 Programme «Best of Animation», 4 mal «Panorama» (34 Filme aus den Jahren 20062008, die es nicht in den Wettbewerb geschafft hatten), 5 Schulpräsentationen, 5 mal «In persona» (Signe Baumane, Joana Quinn, Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe und 2 Programme mit Filmen der Quay Brothers), 4 Studiopräsentationen und 8 Anime-Zusammenstellungen (davon 3 mit Filmen von Osamu Tezuka). Dazu listet das Programmheft 33 weitere Ver-anstaltungen auf, von denen sich der «Animation Production Day» allein über zwei Tage hinzog und die 7 Workshopangebote (von «Music and Animation» über «Filmsprache in der Animation» bis zu «Animation in New Media») auch nicht in die Pausen zwischen zwei Wettbewerben paßten.
Dem Rechnung tragend konzentriert sich der langjährige Berichterstatter (seit 1990 für ICOM INFO, ICOMintern und das COMIC!-Jahrbuch) auf den Internationalen Wettbewerb und die immer internationaler werdenden Studentenfilme (in diesem Jahr 67 Beiträge aus 18 Ländern, wobei Frankreich mit 15, Großbritannien mit 14 und Deutschland mit 9 Filmen die größten Kontingente stellten).
Im Internationalen Wettbewerb liefen 49 Filme aus ebenfalls 18 Ländern, wobei Frankreich mit 15 Beiträgen (allerdings gleich 5 Folgen der «Prof. Nieto Show») die Rangliste vor Deutschland (10), Großbritannien (5) und Kanada (3) anführte. Trotzdem konnte der französische Moderator seine Sprachkenntnisse selten anwenden, denn französische Filmemacher kommen nicht nach Stuttgart (ob es an der Konkurrenz zu Annecy liegt? Mittlerweile beansprucht Stuttgart, das größte Trickfilmfestival der Welt zu sein).