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COMIC!-JAHRBUCH 2009

Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation:
Burkhard Ihme

Von Andreas Dierks


Burkhard Ihme wuchs mit Büchern auf, lernte im Studium, wie man Bücher herstellt, und verfaßte dann selbst so viele, daß nun gleich mehrere Dutzend seiner recht verschiedenartigen Werke in Katalogen und Beständen unserer Bibliotheken zu finden sind. Er ist Liedermacher, Comiczeichner, Herausgeber dieses Comic!-Jahrbuchs und Vorsitzender des ICOM, um nur einige seiner vielen und kreativen Tätigkeiten aufzuzählen. Wie kam es dazu? Was prägte ihn in seiner Jugend, welche Art Humor entwickelte er, warum macht er das alles? Die folgende Rück- und Werkschau gibt nicht nur Antworten auf diese Fragen, sondern auch Einblicke in die Liedermacher- und Comicszene der letzten Jahrzehnte.

COMIC!: Zwischen deiner Ehrung mit dem ICOM-Preis 2008 und den Anfängen deines Wirkens für den Comic liegen 50 Jahre, wenn man den Angaben in deinem Album «Reino und das Geheimnis der Stradivari» traut, nach denen du bereits im Alter von vier Jahren Bildergeschichten gezeichnet hast und ab 1968 Wildwest- und Detektivcomics. Was hat dich damals angeregt, Comics zu zeichnen? Welche Vorbilder hattest du?

Burkhard Ihme: Vorbild für meine ersten Comics war unverkennbar «Lucky Luke». Die Bildergeschichten, die ich zehn Jahre früher zeichnete, hatten ihre Vorbilder in Wilhelm Busch, e.o. plauens «Vater und Sohn»-Erzählungen und in «Münchner Bilderbögen», die ich bei meiner Tante las. Mein erstes Comicheft (MICKY MAUS 18/1961) bekam ich erst zur Einschulung. Seitdem haben mich die Comics nicht mehr losgelassen. Ich kann mich aber nicht entsinnen, vor 1968 selber Sprechblasencomics gezeichnet zu haben. Stattdessen schrieb ich lange Geschichten (einen Jugendabenteuer-Roman brach ich nach über 100 Schreibmaschinenseiten ab).

COMIC!: Welchen Einflüssen aus Literatur, Poesie oder Musik warst du in deinem Elternhaus ausgesetzt?

Burkhard Ihme: Die 50er Jahre, ganz Deutschland ist von den Alliierten besetzt. Ganz Deutschland? Ja, auch Stuttgart. Aber da ich nie AFN hörte, war mir das egal. Wir hörten überhaupt selten Radio. Den «Internationalen Frühschoppen» und Hans Rosenthals Sendung «Allein gegen alle» (hin und wieder mußte mein Vater das städtische Rateteam verstärken, das versuchte, die verzwickten Fragen der «Männeken Quiz»-Kandidaten zu lösen). Aber wir hatten Bücher. Massenweise Bücher, denn meine Eltern waren beide Bibliothekare. Mein Vater leitete die Katalogabteilung der Landesbibliothek, meine Mutter eine Filiale der Stadtbücherei, so daß ich Zugriff auf Tausende von Büchern hatte. In der Rückschau kann ich sagen, daß für fast alles, das ich in meinem Leben gemacht oder wie ich es gemacht habe, in meiner Kindheit die Keimzelle gelegt wurde (zumindest kann man das aus heutiger Sicht hineininterpretieren). So half mir das im Elternhaus angelegte bibliothekarische Halbwissen (man kennt jeden Titel und Autor, das Werk selber hat man aber nie gelesen) sicher bei dem, was Jürgen Henningsen in seiner «Theorie des Kabaretts» das «Spiel mit den Wissenszusammenhängen des Publikums» nennt. Literatur, Kunst und Musik sind fast erblich bedingt (mein Großvater, Bernhard Trittelvitz, schrieb plattdeutsche Gedichte und Romane und bekam 1964 den Kulturpreis der Pommerschen Landsmannschaft, mein Onkel Karl-Gustav studierte Kunst (und wurde dann doch lieber Pfarrer), mein Urgroßvater Friedrich August Ihme gab eine Sammlung von Choralsätzen heraus).
Und drei Schallplatten aus dem familiären Fundus haben mich früh geprägt: «Die Dreigroschenoper» (allerdings mehr noch durch die zahlreichen Vorträge meiner Eltern bei Hochzeiten, Jubiläen und Geburtstagsfeiern umgedichteter Strophen, vor allem aus dem «Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens»), «Spiegel vor’m G’sicht» von den Wiener Kabarettisten Gerhard Bronner, Helmut Qualtinger und Kollegen sowie eine Platte der «Nachrichter», einer Kabarettgruppe der frühen 30er Jahre um Helmut Käutner. Und neben Gedichtzeilen wie «Ein Haken zu tief, eine Bremse im Weg» und «Gerettet, er schaut in die Ferne» (aus «Der Weichensteller» von Karl Freiherr von Berlepsch»), und «Gleich holt sich’s der Abgrund.» («Nis Randers» von Otto Ernst) gehörte auch der unvergeßliche Ausspruch «Da wurde mir endlich schlecht» zum Sprachschatz der Familie (aus «Oponophlia«, einer Parodie von Robert Neumann auf Hanns Heinz Ewers – wir kannten sie aber nur als «Das Tal des weißen Todes»).

COMIC!: Durch «Reino» wird deine Verbundenheit zur Musik und zum Liedermachen sehr deutlich. Wie kamst du zum Gitarrespielen? Gab es in deiner Schule Gründe dafür, daß das Zusammenspiel von Text und Musik für dich bedeutsam wurde?

Burkhard Ihme: Die ersten Gitarrengriffe hat mir mein zehn Jahre älterer Vetter gezeigt. Der wohnte in einem Pfarrwitwenwohnheim am Rande der Stadt. Dort gab es einen großen Garten und vor allem viele Nachbarskinder, auch in meinem Alter. Wir waren fast jedes Wochenende und vor allem in den Ferien dort. Ich habe dort viele Dinge kennengelernt: die bereits erwähnten «Münchner Bilderbögen», die erste Beatles-LP, Fußball (ich habe 1966 alle WM-Spiele der deutschen Mannschaft bei Nachbarn gesehen) und etwa 1970 Georg Kreisler. 1965 wurde unter den älteren Nachbarskindern Franz-Josef Degenhardts zweite LP, «Spiel nicht mit den Schmuddelkindern», rauf- und runtergehört, und die Lieder wurden analysiert und interpretiert («Auf der Espressomaschine» gab Rätsel auf). In der Schule (ich war auf der «Mutterschule», der 1919 von Rudolf Steiner für die Arbeiterkinder der Waldorf-Zigarettenfabrik gegründeten Lehranstalt auf der Uhlandshöhe) wurde ich künstlerisch zwar sehr gefördert, aber nicht in Bereichen wie Comic und Liedermachen. Trotzdem spielte die Schule eine große Rolle bei meinem Einstieg in die «Liedermacherei». 1970 schrieb ich das 5-Personen-Theaterstück «Der Doppelmörder» (eine verquere Mischung aus «Dreigroschenoper» und Scherzen über Fernsehkrimis), das mein Klassenkamerad Friedbald Rauscher (1976 Gewinner eines Jazzwettbewerbes) vertonte und das wir dreimal in der Schule aufführten. Es folgte «Dichters Erdenwallen», eine Faustparodie, die zu Fasching im großen Saal der Schule gegeben wurde. Friedbald widmete sich dann dem Komponieren von (teils atonalen) Kinderopern, und ich mußte fortan meine Texte selber vertonen.

COMIC!: Und welche Eindrücke gingen deinem späteren Engagement als Liedermacher voraus?

Burkhard Ihme: Zu den Platten, die wir als Kinder hörten, gehörte neben einer Kompilation französischer Chansons eine Scheibe mit Pfadfinderliedern. Möglicherweise hat mich das musikalisch geprägt, zumindest die Akzeptanz für Musik abseits von Beat und Schlager geschaffen. Wir Geschwister waren nie bei den Pfadfindern, mein Vater und seine Schwestern waren in ihrer Jugend bei der Freien Deutschen Jugend, einer eher liberalen Gruppierung (zumindest gab es dort keine Geschlechtertrennung), aus der sich 1929 die dj 1–11 abspaltete, eine linke Vereinigung um den späteren FDJ-Gründer Eberhard «Tusk» Koebel, der das damals sehr einflußreiche Liederbuch «Lieder der Eisbrechermannschaft» herausgab. Die meisten Liedermacher der 60er entstammten verschiedenen Jugendbünden. Schobert und Black machten ihre Pfadfindernamen sogar zu Künstlernamen, Degenhardt wurde lange «Karratsch» genannt (vermutlich hatten fast alle solche Kampfnamen). In unserem Haushalt fanden sich natürlich auch die im jugendbewegten Voggenreiter Verlag erschienenen Liederbücher «Der Kilometerstein» und «Der Turm», ebenso «Der schräge Turm» (1966), der neben einigen Gesängen aus den Jugendgruppen Lieder mit Noten fast aller damals bekannten Liedermacher enthielt. Auch heute sind diese Lieder noch in großer Zahl in den Liederbüchern der Pfadfinder vertreten und werden so anonymisiert zu Volksliedern.

COMIC!: Du hast vorhin von MICKY MAUS als deinem ersten Comicheft gesprochen. War das für dich also deutlich etwas anderes als vorher die Erzählungen von Erich Ohser und Wilhelm Busch?

Burkhard Ihme: Natürlich waren «richtige Comics» wie MICKY MAUS etwas ganz anderes für einen Siebenjährigen als Wilhelm Busch oder «Vater und Sohn», schon allein durch die tollen Farben, die anthropomorphen Gestalten und die Sprechblasen. Aus Kostengründen (mein Taschengeld reichte nicht für vier Hefte im Monat) wechselte ich allerdings schnell zur MICKYVISION und erlebte so – noch vor der ZACK-Ära – , wie frankobelgische Jugendcomics im Heft peu à peu Einzug hielten.

COMIC!: Wohin führte dich dein Weg nach dem Abitur? Direkt zur Akademie der Bildenden Künste Stuttgart?

Burkhard Ihme: Im Sommersemester 1975 begann ich an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste mit meinem Studium. Die Aufnahmeprüfung war so unbürokratisch, daß ich erst beim Einschreiben gefragt wurde, welches Fach ich überhaupt studieren wollte. Ich nahm «Freie Grafik» und merkte hinterher, daß es zwar 8 Klassen für Freie Malerei gab, aber nur eine für Freie Grafik. 1978 wechselte ich ins Fach «Graphik Design». Im Hauptstudium machte ich ein Semester mit dem Schwerpunkt Typographie, dann wechselte ich ein bißchen unfreiwillig vom Buchinstitut zu Professor Albrecht Ade und machte nur noch Trickfilm, und im letzten Semester vor dem Diplom, als die Trickfilmkamera defekt war, zeichnete ich meinen ersten längeren Comic nach 7jähriger Pause, «Reino und das Geheimnis der Stradivari» (1980/81).

COMIC!: Seit 1973 trittst du selbst als Liedermacher auf. Wie kam es dazu?

Burkhard Ihme: Im legendären Stuttgarter Club «Laboratorium» gab es 1973 ein «Folksongmeeting». Dort hatte ich meinen ersten Auftritt außerhalb der Schule. In seiner ganzen Schrecklichkeit habe ich die Liedermacherszene aber erst bei der AG Song kennengelernt.

COMIC!: Was bringt dich dazu, sie als schrecklich zu bezeichnen? Und was ist die «AG Song»?

Burkhard Ihme: Die Liedermacherei der 70er Jahre war eine populäre Laienbewegung und somit auf dem Niveau von Gesangsvereinen (nur wenige sind so gut wie Helmuth Rillings Gächinger Kantorei). Erschwerend kam hinzu, daß nicht nur die handwerklichen Kenntnisse vieler Autoren zweifelhaft waren, sondern auch deren künstlerische Vorbilder. Und die Kopien waren von den Vorlagen unterscheidbar, weil noch schlechter. Es gab und gibt aber auch viele, zum Teil wenig bekannte Liedermacher, denen ich höchsten Respekt zolle.
Die Arbeitsgemeinschaft der Liedermacher AG Song wurde 1973 von Lerryn (d.i. Dr. Diether Dehm, heute für die Linke im Bundestag, damals Liedermacher und zweiter Bundesvorsitzender der «Falken») auf der Burg Waldeck (die Festivals «Chanson Folklore International» 1964–1968 und «Gegenkultur» 1969 gelten als «Wiege der Liedermacherei» in den 60er Jahren) gegründet, traf sich aber immer im städtischen Raum (Frankfurt, Bonn, Essen, Aachen, Unna, Böblingen). Sie war ein Sammelbecken von vorwiegend Nachwuchskünstlern, aber auch namhafte Liedermacher habe ich dort kennengelernt, z. B. Hanns Dieter Hüsch und auf meinem ersten Treffen 1974 Marén Berg, für die ich dann einige Texte von Anne Silvestre und Maxime Le Forestier übersetzt habe (alle auf Platte, «Offener Brief an Elise» 2003 noch mal auf einer Live-CD).

COMIC!: Wie begann seinerzeit deine Mitarbeit im FOLK-MAGAZIN?

Burkhard Ihme: Das FOLKMAGAZIN lernte ich 1974 kennen und schickte gleich einen Festival-Bericht und einen Haufen Vignetten an die Redaktion. Der Bericht erschien in Heft 5/1974, die Vignetten fanden ab Heft 1/1975 Verwendung. Außerdem zeichnete ich drei Jahre die Titelbilder (insgesamt 15), ab 1978 bis zur Einstellung 1982 zierte die von mir entworfene Typographie das Cover.

COMIC!: Wie erblickte der Liedermacher Reino das Licht der Welt? Gab es ihn schon vor 1980, als dein «Ein kleiner Leitfaden für Liedermacher» erschien?

Burkhard Ihme: Reino habe ich für das FOLKMAGAZIN entworfen und er erschien dort 1975–1976, als eine Leserumfrage, bei der meine Cover den zweiten und Reino den letzten Platz belegten, dem Abdruck ein Ende setzte. Da hatte ich schon längst alle 27 im «Leitfaden» veröffentlichten Strips gezeichnet, die ich dort mit pädagogisch wertvollen Anmerkungen wie «Der Weg zum Erfolg ist mit Plakaten gepflastert» versehen und selber siebgedruckt, gefalzt und geheftet habe. «Reino und das Geheimnis der Stradivari» erschien dann ab Heft 10/1980 in sieben Folgen im Göttinger MUSIKBLATT, das eine recht ungewöhnliche Mischung aus Themen zu klassischer Musik, Folk und Liedermachern bot, bevor ich es 1982 als Comic-Album veröffentlichte.

COMIC!: Und wie kam es zu deiner Teilnahme (und dem Sieg) beim Mainzer OpenOhr-Festival? Was für eine Art Festival war das, welchen Hintergrund hatte es?

Burkhard Ihme: Das Mainzer OpenOhr Festival gibt es seit 1975, findet bis heute jährlich statt und ist somit das älteste Festival dieser Art. Es richtet sich an ein junges Publikum von Schülern, Lehrlingen und Studenten und bietet neben dem Musikprogramm eine große Palette von Workshops und Diskussionen an. Thema war dieses Jahr «Geld Gut Güter – Von Konsum und anderen Notwendigkeiten», 1976 hieß es «Arbeit Liebe Traum in Liedern, Chansons und Sprache», und dazu gab es einen Wettbewerb für neue Lieder. Die ersten drei Preisträger erhielten die Gelegenheit, bei einem der Abendkonzerte mitzuwirken. Mein Auftritt sollte zwischen Clannad (einigen vielleicht bekannt durch ihre Musik für «Robin of Sherwood», «Switch» und «Der letzte Mohikaner») und Hannes Wader stattfinden. Da das nahegelegene Folkfestival in Ingelheim ausverkauft war, kamen viele Folkfreunde nach Mainz und reagierten ungehalten, als der Clannad-Auftritt wegen Lärmschutzauflagen um 22 Uhr abgebrochen wurde (einfach den Regler langsam runterzudrehen wäre da cleverer gewesen). Hannes Wader trat deshalb nicht auf. Stattdesen wurde nach meinen fünf, sechs Liedern eine «offene Bühne» ausgerufen.

COMIC!: Wie kam es 1979 zu deiner LP-Veröffentlichung «Sie meinen es ja gut mit uns»? Und wie verbindet sich das mit dem Titel «... weil ein Reim hinten steht», der von dir im gleichen Jahr erschien?

Burkhard Ihme: Ich hatte durch die Mitarbeit bei der EISERNEN LERCHE*, in der einige meiner Lieder abgedruckt wurden, Kontakt zum Pläne Verlag. Als der eine neue Werkstatt-Reihe plante, wurde ich angesprochen, einige Lieder einzureichen. Die Platte wurde 1978 im Dortmunder Pläne-Studio produziert und erschien im Sommer 1979. Ursprünglich sollte Mike Herting** die Platte arrangieren. Als er aus Zeitgründen absagte, fragte ich meinen Klassenkameraden Friedbald Rauscher. Wir erarbeiteten zusammen die Arrangements. Manches davon ist auf der Platte aber nicht wie geplant zu hören. Bei den Aufnahmen war kein Schlagzeuger da, der Bassist Andreas Kettel («Peter, Paul und Barmbeck») war gleichzeitig Tontechniker und Produzent, und Friedbald war ein Livemusiker, der gewohnt war, sich nach der (nun nicht vorhandenen) Rhythmusgruppe zu richten. So fehlt auf einigen Titeln das Schlagzeug, weil das umgekehrt nicht funktionierte.
Die Platte wurde bald verramscht, ein Titel davon wurde aber auf einer Musikkassette über Liedermacher der 70er und 80er Jahre für den Schulunterricht (mit Max Schautzer als Sprecher) verwendet und ist 2007 auf der 12-CD-Box «Für wen wir singen» (Bear Family Records) noch mal erschienen.
Das Textbuch «... weil ein Reim hinten steht» habe ich 1976 im Werkstattmonat der Kunstakademie im Bleisatz und in kleiner Auflage selber gedruckt und gebunden. 1979 habe ich dann das Büchlein deutlich erweitert im Offsetdruck und dank schlechter Klebebindung als Loseblattsammlung (quasi als erste Publikation des 1982 gegründeten Buch Musik und Film Verlages) herausgegeben. Der Titel stammt von den Liedzeilen «Und das Leben ist schön, weil die Erde sich dreht, meine Lieder sind schön, weil ein Reim hinten steht» («Positives Lied»). Der 1987 erschienene zweite Liederband «Ewige Liebe» enthält auch Noten.

COMIC!: Welche Stimmung herrschte 1981 in der Comic-Szene, als ihr den Interessenverband Comic e.V. (ICOM) gründetet? Gab es einen konkreten Anlaß für die Gründung? Und warum war Erlangen der Gründungsort?

Burkhard Ihme: Bevor ich mit Horst Berner und seiner Frau Yannick Falleck im März 1981 nach Erlangen zum zweiten «Treffen in Deutschland arbeitender Comic-Zeichner und -Autoren» fuhr, kannte ich kaum andere Zeichner. Die Comic-Szene bestand 1981 aus den Leuten, die auch heute noch zu Börsen fahren, um ihre Pic-colo-Sammlungen zu komplettieren. Initiiert durch Achim Schnurrer, Ruth und Eddy Brons und eine Anzeige in der COMIXENE 32 hatten sich am 25. Oktober 1980 ca. 10 Comiczeichner und -texter am Rande der Kölner Comicbörse getroffen. Achim Schnurrer war 1981 nach Franken gezogen, das Erlanger Kulturamt unter Karl-Manfred Fischer hatte bereits die von Hartmut Becker und Schnurrer zusammengestellte Ausstellung «Die Kinder des Fliegenden Robert» gezeigt und unterstützte das Treffen organisatorisch und finanziell. Auf diesem zweiten Treffen wurde beschlossen, einen Verein zu gründen und gleich ein Vorstand gewählt.

COMIC!: Worin bestand in den frühen Jahren die Tätigkeit des ICOM? Welcher Art waren Inhalte und Vorgehensweisen? Wie effektiv war man?

Burkhard Ihme: Die Ziele, die der ICOM von Anfang an hatte, stehen noch heute in unserer Satzung: «Zweck dieses Verbandes ist die Förderung von Comics als fester und gleichberechtigter Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Er will den deutschen Comic-Schaffenden ein Forum bieten, um deren berufliche Situation zu verbessern. Der Satzungszweck wird verwirklicht durch Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne, Vermittlung von Fachwissen und berufsbezogenen Informationen. Das Ziel ist eine wirkliche Interessenvertretung der Kreativen im Sinne eines gewerkschaftlichen Verbandes.» Die Kommunikationsmöglichkeiten damals sind mit heute nicht vergleichbar. Es gab außer einigen Sammlerbörsen keine Comicveranstaltungen, die Anlaufstelle für Zeichner waren, es gab kein Internet, nur das Porto war billiger. Es gab keine Öffentlichkeit für Comicschaffende und keine Berichterstattung über Comics. Es gab auch keine Autorencomics. Die Teilnehmer der ersten Treffen arbeiteten als schlechtbezahlte Texter oder Zeichner für Bastei und Kauka oder im allenfalls semiprofessionellen Bereich (z. B. Stadtmagazine). Was der ICOM aber zu bieten hatte, war die Kompetenz in allen Comicbereichen (u. a. waren fast alle damaligen bzw. nach deren Einstellung ehemaligen Redakteure der COMIXENE zu der Zeit im ICOM). So war es möglich, das schon bei den ersten Treffen entwickelte Vorhaben eines Comicsalons zusammen mit dem Kulturamt der Stadt Erlangen zu verwirklichen. Nicht so effizient war das Projekt einer Loseblattsammlung, in der Zeichner Agenturen ihr Können präsentieren sollten. Zwar wurde extra die Satzung dafür geändert (unterschiedliche Mitgliedschaften), doch die Publikation kam nie über das Planungsstadium hinaus und wurde erst 1994 durch das ICOM-Handbuch (mit Künstler-Anzeigen, die «Art Part» zu nennen uns die RED BOX 1999 verbot) verwirklicht.

COMIC!: Als 1983 von dir «Reino – Der Todessumpf von Bongo Malongo» erschien, mag man überrascht gewesen sein, wie viele Zitate aus den gängigen frankobelgischen Comicserien du darin untergebracht hast. Zeigtest du deine Zitierlust schon vorher?

Burkhard Ihme: Ich dachte, ich hätte darin hauptsächlich und vor allem reichlich Filme zitiert (zum Teil mit Gags, die man nur versteht, wenn man den Originaltitel kennt wie «North by Northwest» oder «Mr. Arkadin»).
Mein Comic-Frühwerk (über 300 unveröffentlichte Seiten) habe ich jetzt nicht daraufhin durchgesehen, aber schon die Strips fürs FOLKMAGAZIN zitierten und persiflierten in Text und Bild. So bezieht sich das Reino-Plakat «Der Sänger mit dem anderen Song» (im «Leitfaden für Liedermacher») die Lerryn-LP «Der Sänger mit den besseren Liedern» und das Hansa-Label «Der andere Song» (dort veröffentlichten Frank Zander, Gebrüder Blattschuss, Gunter Gabriel u. a.).

COMIC!: In «Der Todessumpf von Bongo Malongo» habe ich an Filmbezügen nicht viel wahrgenommen (außer «Fitzcarraldo» und «King Kong»), meine wohl aber Anspielungen an «Spirou und Fantasio», «Asterix» oder «Tim und Struppi» (in Afrika) gelesen zu haben. Ärgert man sich als Autor gelegentlich, wenn der Leser mangels Bildung die Pointen verpaßt? Bist du daher im vierten Reino-Band «Die letzte Plage der Menschheit» wieder zu kürzeren Episoden und Einseitern ohne Film- und
Comiczitate übergegangen?

Burkhard Ihme: Das wäre dann aber eine völlig hirnrissige Konsequenz gewesen, denn Leser, die «Casablanca», «Frankenstein» und «Der unsichtbare Dritte» nicht kennen, sind nicht zwangsläufig in der Lage, Liedermacher und ihre Texte zu identifizieren. Wenn je ein Comic den Begriff «Insider-Gag» verdient hat, dann «Die letzte Plage der Menschheit», bei dem schon der Titel 80% der Leute überfordert und allerhöchstens drei Leser wissen, daß «Der Apfel ist ab» das letzte Theaterstück der «Nachrichter» war (1948 von Helmut Käutner mit Bobby Todd, aber ohne Kurt E. Heyne – seinen Kabarett-Partnern – verfilmt). Außerdem werden einige Liedermacher persifliert, die nur ein paar hundert Leute kannten (und die Schnittmenge zur Comicszene ist bekanntlich äußerst gering).

COMIC!: Neben dem Veröffentlichen von Comics bliebst du auch beim Liedermachen aktiv und tratest 1984 im «Talentschuppen» des SWF auf. Wie kam es dazu?

Burkhard Ihme: Für den Talentschuppen habe ich mich beworben. Einmal erfolglos 1973, zehn Jahre später mit Erfolg (vielleicht hat geholfen – es war ja keine Liedermachersendung –, daß diesmal Schobert Schulz in der Jury saß). Das war aber schon zu Ende meiner Liedermacherkarriere und verlängerte sie auch nicht. Ich produzierte einen Trickfilm für die Sendung und hielt meine Comics in die Kamera. Immerhin erinnert sich Jörg Peter, von 1999 bis 2005 mein Kollege im ICOM-Vorstand noch heute daran. Und ich bekam einen Zuschauerbrief, in dem mir einer mitteilte, ich sei das größte Arschloch, das er je gesehen habe ...

COMIC!: Du sagtest, alle Texte, die Reino in deinen Alben singt, seien Zitate oder Parodien auf tatsächliche Texte von Liedermachern. Bei Versen wie «Wenn der letzte Schnee verbrennt, wenn die letzte Blattlaus stirbt, wenn der letzte Präsident für Potenzpastillen wirbt, wenn die letzten Orchideen zum Psychater geh’n, ...» mag ich das kaum glauben. Im Kapitel «Understanding Reino» von «Zwanzig Jahre Peinlichkeit» listest du einige Materialien auf, aber wo findet man die Quellen jener herrlichen Texte, die Reino singt?

Burkhard Ihme: In diesem Fall ist es Fred Apes «Rauchzeichen» (gesungen von «Cochise» und, was einen ja nur in den Wahnsinn treiben kann, ungeheuer erfolgreich, obwohl der Text so ziemlich das Blödeste und Schlechtestgereimte ist, das ich je gehört habe):

Wenn ihr den letzten Baum zerstört,
Dem letzten Fluß die Klarheit nehmt,
Den letzten Wilden habt bekehrt,
Der letzte Vogel nicht mehr singt,

Die letzte Straße angekommen,
Der letzte Wald zum Parkplatz wird,
Der letzte Krieg endlich gewonnen,
Der letzte Strand mit Öl verschmiert ...

Werdet ihr erst dann einseh’n,
Daß ihr euer schönes Geld
Auf der Bank nicht essen könnt,
Welch Menge ihr auch nennt ...

Grönemeyers «Nackt im Wind» für die «Band für Afrika» hat inhaltlich ähnliche «Qualitäten».

COMIC!: Heinz Mees hob 1984 in einer Rezension deiner «Reino»-Comics im MUSIKBLATT hervor, daß du durch eine Art «Brechtschen V-Effekt» in deinen Comics eine neue Qualität schafftest. Wie verstehst du das? Warum hast du dich in deinen Reino-Comics selbst auftauchen und mitwirken lassen?

Burkhard Ihme: Sicher nicht wegen Brecht, eher wegen Hitchcock. Und ganz genau eigentlich, um zu zeigen, daß Reino eben NICHT mein Alter Ego ist, wie vielfach behauptet, sondern nur irgendein schlechter, aber gut reimender Liedermacher (schlecht und im falschen Metrum zu reimen, habe ich auch in den Parodien nicht übers Herz bringen können).

COMIC!: Wie kam es 1985 zur Veröffentlichung von «Die Mühle» in der Edition Quasimodo? Genügte dir deine erste Comicfigur oder -serie Reino nicht mehr?

Burkhard Ihme: «Reino» war mit dem sechsten Band (gezeichnet 1984) eigentlich abgeschlossen (der leider ziemlich unbekannt gebliebene siebte Band sammelt verstreute Veröffentlichungen und liefert Hintergrundmaterial zur Serie). Danach tauchte die Figur nur noch als wandelndes Zitat in meinen anderen Comics auf. Klaus Bogdon plante eine neue DIN-A5-Reihe und fragte mich, ob ich mitmache. So entstand unter dem Eindruck von Sokals «Canardo» und der Flick-Affäre dieser (allerdings harmlose) «Polit-Porno».

COMIC!: In den Alben «Der Schrecken der Galaxis» und «Tosendes Desaster» parodierst du «Star Wars» und Katastrophenfilme und diverse Comics. Danach hörtest du mit dieser Comicreihe auf, in der mit der Figur Reino ein Liedermacher die Hauptrolle spielt. Es folgte «Die Mühle» und dann 1986 «Mick Baxter – Der Meisterdetektiv». Zeigt die Beendigung von «Reino» an, daß du dich ab jener Zeit weniger in der Liedermacherei und mehr im Comic engagieren wolltest? Hattest du damals auch schon im ICOM Aufgaben übernommen?

Burkhard Ihme: Die Liedermacherei lief zunächst neben dem Studium her, ab 1982 neben dem Comiczeichnen und ein paar Animationsjobs und das, da zu diesem Zeitpunkt die Liedermacher mit dem Auftauchen der Neuen Deutschen Welle ihre Monopolstellung als deutschsprachige Alternative zum Schlager verloren, mit immer geringerer Resonanz. Und ich mußte ebenfalls akzeptieren, daß Comicleser sich zwar für Redaktionsboten (Gaston) und Steuerberater (Platte) interessierten, aber nicht für Liedermacher (und dabei war es für die meisten Geschichten eher nebensächlich, daß Reino dieser Tätigkeit nachgeht). «Mick Baxter» war allerdings ein Plot, den ich zunächst für Reino entwickelt hatte, dann aber noch einen Zacken weiterdrehte.
Die Aufgaben, die ich damals im ICOM übernommen habe, waren reine Hilfsjobs (gelegentliches Abtippen von Texten und Adressen). 1989 fuhr ich dann mit dem damaligen Vorsitzenden Gerd Zimmer zum Comicfestival in Sierre, um dort am ICOM-Stand deutsche Comicalben zu präsentieren (etwas ähnliches machten wir 1993 mit der Stuttgarter Regionalgruppe in Angoulême).

COMIC!: Warum hast du einen eigenen Verlag, den Buch Musik & Film Verlag, gegründet? Macht so ein eigener Verlag nicht viel zusätzliche Arbeit?

Burkhard Ihme: Es gab 1982 schlicht keine Verlage, die deutsche Autorencomics abdruckten. Und wenn ich etwas im Studium gelernt hatte, dann genau das: Bücher zu produzieren. Ich hatte an der Akademie die Möglichkeit, alle Schwarzweiß-Reproarbeiten selbst und vor allem billig zu erledigen. Was nie so richtig klappte, war der Vertrieb. Auch der damals größte Vertrieb Riedel und Krebs konnten keine kostendeckenden Mengen absetzen.

COMIC!: Im Namen deines Verlags wird auch der Film genannt. Bist du in diesem Bereich verlegerisch tätig gewesen? Was hat es mit dem Film «Silchers Rache» auf sich? Auf was spielt der Titel an?

Burkhard Ihme: Ich habe im Studium sechs Zeichentrick-Filme gemacht, danach noch mal drei (der Einminüter für den Talentschuppen mitgerechnet). «Silchers Rache» hat wieder was mit der Liedermacherszene zu tun. Bernhard Lassahn hat diese «Supergruppe», bestehend aus Lassahn, Thommie Bayer und den Tübinger Folkmusikern Hansi Metsch und Fritz Fleischer Mitte der 70er Jahre erfunden, Thommie Bayer und Thomas C. Breuer haben weitere Geschichten über diese Fab Four geschrieben, Thommie seine erste LP (1978) so benannt. Bernhard und Thommie haben in dem Film, der auf verschiedenen Kurzgeschichten basiert, ihre Rollen selber gesprochen, die Musik habe ich von Thommies Platte «Abenteuer», zum Beispiel das Duett «Das Lied von der Unmittelbarkeit». Zu erwähnen wäre noch, daß die Band nur auf dem Papier existierte, obwohl alle «Mitglieder» Musiker waren.

COMIC!: Bernhard Lassahn kenne ich durch «Käpt’n Blaubär». Hattest du mit ihm einmal näher zu tun?

Burkhard Ihme: Ich habe Bernhard bei meinem ersten AG-Song-Treffen 1974 kennengelernt. Ich bin Gründer des «Kuretitsch, Lassahn und Virch»-Fanclubs. Ich habe zusammen mit ihm die Programmhefte der ersten vier Tübinger Folk- und Liedermacher-Festivals zusammengestellt und später seinen Texter-Workshop in der EISERNEN LERCHE illustriert. Und er hat den Covertext zu meiner LP geschrieben.

COMIC!: Du hast einmal gesagt, daß das Piccolo-Format an dir als jugendlicher Leser völlig vorbeigegangen sei. Ab 1985 bringst du dann aber selber Piccolos heraus, mit denen du nicht nur dem Leser, sondern dir auch selbst einen Hauptspaß machst. Wer sind Walther Lingen, Rinaldi Rinaldoni, Enrico Renzi und Leonard Odavi wirklich? Gab Giotto di Bondone tatsächlich Wundertüten heraus? :-) Kläre uns bitte umfassend auf!

Burkhard Ihme: Mitte der 80er Jahre gab es einen kleinen Boom der knapp zwanzig Jahre zuvor aus den Kiosken verschwundenen Piccolo-Heftchen. Neben Hethkes Wäscher-Nachdrucken gab es auch zahlreiche Wäscher-Epigonen (und fast im Verborgenen epigieren sie auch heute noch vor sich hin). Die Hefte waren schnell und billig produziert und wurden zu einem horrenden Preis verkauft. Also genau das Preis-Leistungsverhältnis, das einem Verleger Freude macht. Um das Nostalgiezentrum der Leser zu treffen, mußten diese Heftchen natürlich aus den 50er Jahren stammen. Und so entstand die zu Tränen rührende Legende um Walter Hohenforch (dessen LP «Der Wind hat mir von dir erzählt» ich bereits im Musikblatt 1/1982 vorgestellt hatte), der in seiner Kindheit die von seinem Vater aus der Druckerei mitgebrachten Andruckbögen der dann doch nie im Walther Lingen Verlag (ein leicht entschlüsselbares Anagramm) veröffentlichten italienischen Piccolo-Reihe «Ray Clark» gelesen hatte und der sie nun allen deutschen Comicfreunden endlich vorstellen wollte. Wer Giotto di Bondone, Leonard Odavi (NCI) und M. Buonarrote sind, muß ich wohl keinem Liebhaber der Renaissance-Malerei erklären. Texter und Zeichner der ab 1952 in insgesamt 207 Piccolo-Heften und 29 Großbänden erschienenen Abenteuerserie waren Enrico Renzi und Rinaldi Rinaldoni (und den Rest muß man auf den 22 redaktionellen Seiten der 2005 erschienenen Gesamtausgabe nachlesen).

COMIC!: Du beteiligtest dich ab Ende der 80er Jahre auch noch an einer weiteren Piccoloreihe, nämlich der «Utopischen Welt», die laut Titelbild Horror-, Fantasy- und Science Fiction-Themen zum Gegenstand hatte. Welche Erfahrungen hast du mit diesem Projekt gemacht? Wie viele und welche Art von Piccolos hast du zu dieser Serie beigetragen?

Burkhard Ihme: Die Zeichner kriegten für ein Heft 300 DM, mußten dafür allerdings auch die Originale abgeben. Ich habe insgesamt vier Geschichten beigetragen, die in «Die wundersame Zeichenwelt des BIR», «Die Mühle und andere Geschichten» sowie der Ray-Clark-Gesamtausgabe nachgedruckt sind. Die Geschichte «Der Schlüssel» («Utopische Welt» Heft 56) war ein Test für «Renn um dein Leben», was die Figur des Literaturkritikers Arnold Bieroth und die Zeichentechnik angeht. Aussehen und Technik wurden allerdings nach 18 Seiten des Albums geändert und die ersten Seiten neu gezeichnet. Sehr verärgert hat mich seinerzeit, daß ohne Rücksprache mein Cover für «Der Werwolf» (eine Ray-Clark-Geschichte, die an das letzte reguläre Heft der Serie anschließt) durch eine schlechte Nachahmung ersetzt wurde.

COMIC!: Wie kamst du auf die Idee, einen gewissen Reginald W. Spotherworth-Moulder nach Peru zu schicken? Hatte auch die Erstauflage von 1988 schon dieses kleinere Format?

Burkhard Ihme: Ursprünglich entstand die Idee für Klaus Bogdons Magazin ALGIER 1937. Der wollte aber keine lange Geschichten, und so veröffentlichte ich den Band im Format der seit 1981 in Deutschland erschienenen «Atomium 58»-Reihe. Das hatte nämlich den Vorteil, daß der gesamte 32seitige Innenteil auf einen 70- x-100-cm-Bogen paßte, und das konnte ich am Siebdruckhalbautomaten (Einlegen von Hand, Rakeln maschinell) an der Akademie selber drucken. Der Band war zweifarbig, auf 500 Exemplare limitiert und ist seit 15 Jahren vergriffen. Der größte Kostenfaktor war die Farbe. Ich habe 16 Liter Farbe verbraucht, und der Liter kostete immerhin 40 DM. Der zungenbrecherische Name des Protagonisten geht einerseits auf Loriot zurück («Auf dem Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue befinden sich außer dem jüngsten Sohn Meredith auch die Cousinen Priscilla und Gwyneth Molesworth aus den benachbarten Ortschaften Nether Addlethorpe und Middle Fritham»), zum anderen behauptet mein Kollege Nikolaus Gatter, ich habe mich durch den konservativen Medienjournalisten Reginald S. Rudorf inspirieren lassen (der mir allerdings zum Zeitpunkt dieses Hinweises gänzlich entfallen war. Rudorf berichtete Mitte der 70er Jahre meist sehr abfällig über linke Liedermacher). Der Name des Butlers dagegen leitet sich nicht etwa von Ralph Waldo Emerson ab, sondern von einem Lied, das mein Klassenlehrer getextet hat und das wir Fasching 1965 auf einer der waldorfschultypischen Monatsfeiern vortrugen: «Ein Beatle kam aus Engeland, singing Polly wolly doddle all the day». Dieser Beatle hieß nicht Ringo, sondern Waldo, und das nach dem angeblich schulbekannten Hund eines Oberstufenlehrers. 2004 hab ich dann eine kolorierte Fassung des Bandes herausgebracht.

COMIC!: 1990 erschien dann «Die wundersame Zeichenwelt des BIR», ein Album mit einem Umfang von immerhin 64 Seiten, in dem Comics und Illustrationen mit biographischen Daten des angeblichen Autors BIR verknüpft werden. Hinter dem Kürzel BIR verbirgt sich – der im Buch verbreiteten Legende nach – Hardmuth Birek, ein Anagramm deines Namens. Tatsächlich passen Lebensdaten und die abgedruckten Fotos dann jedoch zu deinem Onkel Karl-Gustav Trittelvitz. Wie kommt man denn auf so etwas?

Burkhard Ihme: «Die wundersame Zeichenwelt des BIR» ist schlicht eine Parodie auf die damals übliche Sekundärliteratur, die zum einen akribisch recherchierte, welche Bildvorlagen die Zeichner (insbesondere natürlich Hergé) verwendeten, zum anderen vielfach auch unsäglich schlechte Reproduktionen darbot. So machte es mir einfach Spaß, einen 3-D-Comic in Schwarzweiß und eine angebliche Farbseite im Stile des englischen Zeichners Frank Bellamy fast unkenntlich in Schwarzweiß und mit üblen Moiré-Effekten abzudrucken. Zum anderen bot dieser Rahmen die Möglichkeit, einerseits 22 verstreut erschienene Seiten zweitzuverwerten, zum anderen in ganz unterschiedlichen Stilen zu zeichnen und auch sehr unterschiedliche Aspekte der Comics auf die Schippe zu nehmen. Zur Verkörperung des Hardmuth Birek mußte mein Onkel herhalten, von dem so auch zwei Selbstporträts den Weg in das Buch fanden. Mit Enrico Renzi und Rinaldi Rinaldoni (1985) sowie den Brüdern Heinrich und Erich Lempken, deren Leben und Schaffen ich in Zusammenarbeit mit Nikolaus Gatter im MUSIKBLATT 1980–1982 ein Denkmal gesetzt hatte, hatte ich ja schon zuvor solche Kunstfiguren geschaffen. Mit Grégoire Indécis (ein leicht mißglückter Scherz mit den Wörtern remi[s] und indécis, der eigentlich nur über die Wortgleichheit der deutschen Übersetzung – unentschieden – funktioniert), dem Erfinder von Paf Paddock (in «Die grüne Eisbombe»), in dessen Studio GIN, wie meine Forschungen belegen, sowohl Birek als auch Rinaldoni, zeitweise arbeiteten, kam später noch ein weiterer Eckstein der europäischen Comicgeschichte dazu.

COMIC!: Wie kam es 1993 zu dem Buch «It’s Bungee-Time»? Bist du selber einmal gesprungen? Oder landete einer der Autoren beim Springen zufällig bei dir auf dem Balkon?

Burkhard Ihme: Ich hatte mich auf der Frankfurter Buchmesse beim Tomus-Verlag beworben und kam so zu diesem einmaligen Vergnügen. Daß ich keine Ahnung vom Bungee-Springen habe, sieht man sicher an den unsachgemäßen Verschnürungen der Springer. Leider waren die Autoren weder in der Lage, Bildmaterial zu schicken, auf denen irgendetwas zu erkennen gewesen wäre, noch dazu, auch nur annähernd witzige Texte zu schreiben.

COMIC!: Beim Lesen deines Hardcoveralbums mit dem Titel «Renn um dein Leben» meint man, in einem klassischen, frankobelgisch inspirierten Krimi-Comic gelandet zu sein. War das deine Absicht? Oder verbirgt sich in diesem Album noch mehr?

Burkhard Ihme: Vorlage war der Film «Im Zeichen der Jungfrau». Dort überfällt ein Täter an Tagen, deren Daten Primzahlen sind, in Häusern, die auf dem Stadtplan das Sternzeichen der Jungfrau darstellen, in Stockwerken, die aneinandergereiht die Melodie von Neil Sedakas «I love my little calender girl» ergeben, alleinstehende Frauen und bringt sie um. Eigentlich sollte das bei «Renn um dein Leben» noch viel konstruierter sein, aber ich fürchte, das ist mir nicht gelungen. Dafür geht es um Beatles-Platten, und die Kommissare Jäger, Richartz und Weimann ähneln den Herren Jagger, Richards und Wyman. Daß der Täter wie Brian Jones aussehen soll, fällt dagegen kaum einem auf (schlecht getroffen und wer kennt schon Brian Jones vom Aussehen).

COMIC!: «Um Kopf und Kragen» heißt es bei dir 1994, und in diesem Album läßt du es so zugehen, als hätten «Talking Heads» bei dir bleibenden Eindruck hinterlassen. Und dann stellst du diesen humorigen Kopf-Abenteuern auf den letzten Seiten auch noch eine Panelfolge gegenüber, in der nur noch Textbrocken den Comic ergeben. Für so etwas gab es einige Jahre später einen Max-und-Moritz-Preis. Und die Talking Heads finden wir heutzutage in vielen Mangas. Bist du deiner Zeit zu weit voraus? Woher kommt die Lust am Experimentellen?

Burkhard Ihme: Keine Ahnung. Ich fand es einfach spaßig, mit der ausschließlichen Darstellung von Köpfen Action-Comics zu zeichnen. Zudem ergab sich diese Reduktion auf die Köpfe durch meine langjährige Signierpraxis, bei der ich mich höchst ungern dazu überreden lasse, etwas zu zeichnen, das ich nicht im Schlaf beherrsche.

COMIC!: Seit 1995 arbeitest du im Vorstand des ICOM. Welche Motivation brachtest du für diese Arbeit mit? Auf welchen Feldern hast du dich besonders engagieren können, welche Bereiche ließen sich nicht deinem Wunsch gemäß beackern?

Burkhard Ihme: 1992 habe ich auf Anregung von Lutz Mathesdorf (damals Projektleiter für Regionalisierung im ICOM) eine Regionalgruppe in Stuttgart zusammengetrommelt, die in den ersten Jahren recht mitgliederstark und aktiv war. So hat die Stuttgarter Gruppe auf der ersten ICOM-Mitgliederversammlung Joachim Kaps als Redakteur von ICOM INFO durchgesetzt (rannte dabei allerdings offene Türen ein), übernahm die Redaktion des Mitgliedermagazins ICOM INFO INTERN (von da an ICOM INTERN – ich hatte allerdings nicht vorausgesehen, daß der Job an mir alleine hängenbleiben würde – mittlerweile habe ich 93 Ausgaben mit durchschnittlich 20 Seiten zusammengestellt), buchte als «Comicländle» einen Messestand in Angoulême (1993 war Deutschland Gastland) und probte im Verband den Aufstand aus den richtigen Gründen, aber mit den falschen Mitteln. Das Ergebnis war ein neuer Vorstand unter dem Vorsitz von Niels Kolditz, der mit Andreas Mergenthaler und Wolfgang Höhne das ICOM-Magazin (nun COMIC!) herausbrachte. Mit Christof Ruoss zusammen gestaltete ich die Fachbücher ICOM-Handbuch (1994, Redaktion des Mitgliederteils und Layout) und ICOM-Ratgeber (1995, nur Layout) heraus. Da ich seit 1993 zwar dicht dabei war, aber nicht mitreden konnte, ließ ich mich 1995 für den zurücktretenden Kassenwart (kein beliebter Posten) in den Vorstand wählen.
Als Niels Kolditz sich beruflich veränderte und Christof Ruoss nach Spanien ging, hing die ganze Verbandsarbeit weitestgehend an mir (wie es vorher jahrelang auch Gerd Zimmer gegangen war). Das ICOM-Handbuch 1999 habe ich dann allein zusammengestellt (hatte allerdings Hilfe bei der beiliegenden CD-ROM). Den 1993 von Niels Kolditz initiierten und seit 1994 auch vom ICOM finanzierten Independent Comic Preis moderiere ich jährlich seit 1996 (seit 1999 meist gemeinsam mit Harald Havas). Und als die Finanzen es zuließen, rief ich 2000 das COMIC!-Jahrbuch ins Leben, das ich als Redakteur und Grafiker betreue. Eine zweite Kooperation mit der zum zweiten Mal auferstandenen COMIXENE (2004–2006) mußte aus Kostengründen beendet werden. Natürlich funktioniert bei der Vorstandsarbeit das am besten, was ich am besten kann, also die verlegerische Arbeit. Bereiche wie Lobbying und Kulturmanagement liegen dagegen brach. Andererseits werden von den Mitgliedern auch selten Forderungen an den Vorstand herangetragen, die nicht schon aus anderen Gründen zum Scheitern verurteilt sind (der ICOM ist natürlich nicht sehr finanzstark).

COMIC!: Du warst Herausgeber des ICOM-Handbuchs ’99. Welche Vorgeschichte hat dieses Buch? Gab es vorher oder nachher etwas Vergleichbares?

Burkhard Ihme: Das ICOM-Handbuch ist ursprünglich eine Erfindung von Gerd Zimmer. Es ging aus den Mitgliederlisten des ICOM hervor und enthielt 1990 einen 34seitigen Adreßteil von Verlagen, Schulen und Magazinen. 1994 wurde der Mitgliederbereich mit Arbeitsproben ergänzt und der von Christof Ruoss zusammengestellte Adreßteil stark erweitert. Das Handbuch war mit 208 Seiten doppelt so dick wie sein Vorgänger (das Handbuch ’99 hatte dann 248 Seiten und eine beiliegende CD-ROM mit Arbeitsproben und einem Fachmagazin-Index von Werner P. Berres).

COMIC!: Eine andere Publikation des ICOM, an der du mitwirkst, ist der Ratgeber «Honorare, Verträge, Urheberrecht» für die Bereiche Comic, Cartoon und Illustration. Wie kam es zu diesem Ratgeber? Wie schätzt du die Bedeutung eines solchen Ratgebers ein?

Burkhard Ihme: Der ICOM-Ratgeber, der 1995 erstmals erschien, 2002 in einer überarbeiteten Neuauflage und den es ohne Christof Ruoss nicht geben würde, ist sicher die wichtigste Publiktion des ICOM, was den konkreten Nutzen für die Mitglieder betrifft. Einige Hamburger Illustratoren fanden die von uns vorgeschlagenen Tarife zu niedrig, woanders hört man, sie würden in Wirklichkeit nie erreicht werden können. Ganz falsch können wir also nicht liegen.

COMIC!: Mit dem «COMIC!-Jahrbuch» setzte der ICOM ab 2000 seine verlegerische Tätigkeit für die Comicszene fort. Mit dem vorliegenden Jahrbuch sind nun bereits neun dieser seitenstarken Bücher erschienen. Welche Absichten verbinden der ICOM und du mit dieser Publikation? Welche Reichweite hat diese Buchreihe?

Burkhard Ihme: Das Jahrbuch sollte zum Teil eine Lücke füllen, die durch die Einstellung einiger Fachmagazine Ende der 90er Jahre und des «Comicjahrbuchs» respektive des «Comic-Almanachs» von Knigge und Kaps ein halbes Jahrzehnt zuvor entstanden war, sollte aber auch ganz eigene Schlaglichter werfen. So berichtet das COMIC!-Jahrbuch nicht aus Lesersicht, sondern erzählt aus dem Alltag der Macher (Zeichner, Verleger, Letterer) und legt somit den Schwerpunkt nicht auf Comics als Kunst oder Unterhaltung, sondern auf Comics als Broterwerb. Außerdem war von Anfang an ein Trickfilmteil dabei. Die Auflage des Jahrbuchs beträgt 1200 Exemplare. Da wir unsere Autoren (wenn auch schlecht) bezahlen, müssen die Kosten etwa zur Hälfte durch Mitgliederbeiträge gedeckt werden.

COMIC!: Wann begann der ICOM mit seiner Arbeit im WWW? Habt ihr dafür Mitarbeiter oder machst du das alles alleine?

Burkhard Ihme: Die ersten Internet-Seiten habe ich 1998 in HTML zusammengebaut. 2003 haben wir Sven Knoch dafür bezahlt, daß er unseren Seiten ihr derzeitiges Aussehen gibt. Seither pflege ich die Seiten wieder alleine. Aber jetzt kommt ja das CMS (Content Managing System), für das wir eine Firma für Produktinformationsdienste beauftragt haben. Die bisherigen 1.000 HTML-Seiten in einer Datenbank neu aufzubauen wäre allerdings unbezahlbar bzw. eine elende Frickelei.

COMIC!: Welche neuen Aktivitäten habt ihr euch im ICOM für die nähere Zukunft vorgenommen?

Burkhard Ihme: Wie erwähnt, wird die ICOM-Webseite im Moment um einen datenbankgestützten Bereich erweitert, der das Zeichnerarchiv (mit neuer Suchfunktion), einen Blog, ein internes Archiv und weitere Kommunikationsmöglichkeiten umfassen soll. Dies erfordert umfangreiche Planungen und Entwurfsarbeiten, die zum größten Teil mein Vorstandskollege Frank Pfeifer erledigt, ohne den dies alles nicht oder erst in ferner Zukunft stattfinden könnte. Was fehlt, ist ein Adressenwerk wie das mittlerweile vergriffene ICOM-Handbuch, das in Internetzeiten zwar leichter zu erstellen wäre (man muß aber trotzdem wissen, wonach man suchen muß), aus den gleichen Gründen aber auch keinen Markt hat.

COMIC!: Kommen wir zurück zu deinem eigenen Comicschaffen und zur «Grünen Eisbombe», die du 2002 gezündet hast und welche – wie von dir nicht anders zu erwarten – mit Anspielungen gespickt wurde. Mit welchen Besonderheiten wartet dieses Buch auf? Was hat es mit der gleichzeitigen Veröffentlichung in anderen Sprachen auf sich? Fühlst du dich Brüssel besonders verbunden?

Burkhard Ihme: Die Besonderheit des Bandes ist sicher seine Entstehungsgeschichte. Als ich 1989 zusammen mit Gerd Zimmer in Sierre war, schleppte der umtriebige Hubertus Hühne, der damals als Agent tätig war, Jef Meert vom Verlag Magic Strip an den ICOM-Stand und zeigte ihm meine Comics. Wir kamen überein, daß ich sechs Probeseiten für einen ATOMIUM-58-Band zeichnen sollte, die auch akzeptiert wurden. In einem solchen Band (32seitige, zweifarbige Hardcover, für die auch Chaland, Dupuy und Beberian und Chris Scheuer jeweils einen Band lieferten) mußte endlich auch mal das Brüsseler Atomium den Handlungsort bilden. Ich fuhr also nach Brüssel und fotografierte die Hintergründe (alle «Außenaufnahmen» des Bandes basieren auf diesem Referenzmaterial, nichts ist dazugeschummelt). Als der Band fertig war, ließ Meert den Vertrag platzen, weil er sich mit Hühnes belgischem Partner Piet de Lombaerde verkracht hatte. Piet kontaktierte dann den belgischen Verlag der ATOMIUM-Reihe, de Schaar, der eine flämische Ausgabe veröffentlichen wollte. Aber auch de Schaar brach ohne Angabe von Gründen den Kontakt ab und rückte auch die bereits gelieferten Druckfilme nicht wieder raus. Im Gegenzug (und weil ich das Lettering aus eigener Tasche bezahlt hatte) behielt ich die flämische Übersetzung und veröffentlichte 2002 neben der deutschen Ausgabe auch eine französische und eine flämische Ausgabe (letztere in Auflagen von je 100 Exemplaren).

COMIC!: Vor drei Jahren, am 11. Februar 2005, hast du die Gesellschaft für Comicforschung (ComFor) mit aus der Taufe gehoben und bist jetzt als deren Schatzmeister aktiv. Was interessiert dich an den frühen Comics besonders? Warum braucht man dafür einen Verein? Wie sieht die Arbeit dieser Gesellschaft aus?

Burkhard Ihme: Bei der ComFor bin ich eigentlich nur dabei, weil Initiator Dietrich Grünewald mich gerne dabeihaben wollte. Ich bin allerdings nicht so der Archäologe. Dagegen interessiert mich die Form des Comic brennend. Mit meinen eigenen Comics habe ich ja mehrfach die Grenzbereiche der Erzählform ausgelotet.

COMIC!: Seit 1994 wird der ICOM Independent Comic Preis verliehen. Warum verleiht der ICOM ihn? Hast du vorab gewußt, daß du 2008 selbst einer der Preisträger sein wirst?

Burkhard Ihme: Der Independent Comic Preis wurde 1993 von Niels Kolditz initiiert. Dafür wurden 2.000 DM von den auf dem Hamburger Comic-Salon 1993 vertretenen Verlagen eingesammelt und als Fanzine-Preis dem einmalig auch in Hamburg verliehenen Max-und-Moritz-Preis zugeschlagen (Preisträger war Andreas Michalke für «Artige Zeiten»). Ab 1994 stellte der ICOM Namen, Geld und die Jury. Ursprünglich sollten damit Fanzine-Macher ausgezeichnet werden, im Laufe der Zeit wurde er immer mehr zu einem Künstler-Preis und auch die Überschneidungen mit dem Max-und-Moritz-Preis häufen sich, was aber eher daran liegt, daß letzterer «unabhängiger» wird und die großen Verlage immer weniger Eigenproduktion von Autorencomics vorlegen.
Da die Jury eine nie zuvor dagewesene Geheimnistuerei um den Sonderpreis betrieb, hätte ich schon sehr bescheuert sein müssen, um völlig ahnungslos zu sein.

COMIC!: Wie sehen deine Pläne aus? Was wird auf den ICOM, was wird auf dich in nächster Zeit zukommen?

Burkhard Ihme: Ich hab nach 10jähriger Pause mal wieder ein paar Texte und Lieder geschrieben. Vielleicht kommen noch welche dazu. Auftritte wohl nicht mehr oder sehr selten; meine Stimme ist einfach weg. Angedacht ist eine Neuauflage der «Grünen Eisbombe» (die ich 2002 sehr kurzfristig von zweifarbig auf vierfarbig umfärbte, als ich erfuhr, daß das bei Digitaldruck sowieso das gleiche kostet). Mittlerweile habe ich eine sehr sorgfältige Kolorierung angefertigt. Und die vierseitige Geschichte um Paf Paddock auf den Vorsatzblättern soll endlich zu Ende erzählt werden. Außerdem habe ich die ersten Seiten von «Renn um dein Leben» koloriert (wird im ICOM-Blog veröffentlicht werden). Auf den ICOM kommen erst mal die neuen CMS-Seiten im Internet und damit ganz neue Kommunikations- und Präsentationsmöglichkeiten zu. Dann wird man ja sehen, ob neue Synergieeffekte zu neuen Ideen und Zielen führen.

COMIC!: Lieber Burkhard, vielen Dank für das Gespräch.

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