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COMIC!-JAHRBUCH 2008

Comics für eine gerechtere Welt

Von Ralf Palandt


Gibt es deutsche Comics, die nicht im Comic-Preiskatalog stehen? Ja, Comics der non-governmental organizations (NGOs), d.h. der nichtstaatlichen Organisationen, die diese im Rahmen ihrer non-profit-Solidaritätsarbeit für eine gerechtere Welt einsetzen. Sie sind nicht im Comic-Handel zu bekommen, sondern bei den NGOs und ihren Veranstaltungen. Sie wollen keine künstlichen Comic-Welten erschaffen, sondern Einblicke in die Realität geben. Sind sie deshalb uninteressant? Ganz im Gegenteil, denn neben der Unterhaltung kann man einiges über die Wirklichkeit lernen. Willkommen in einem weißen Fleck auf der Comiclandkarte.

Die Not in aller Welt ist zu groß und zu vielfältig, als daß sie von einer oder wenigen Hilfsorganisationen alleine gelindert, geschweige denn behoben werden könnte. Je nach Zielsetzung der NGOs thematisieren ihre Comics verschiedene Aspekte.
Die Dimension ihres Inhalts und ihres Engagements macht diese Comics zu etwas Besonderem. Es geht nicht um die Rettung einer vorwitzigen Comic-Schönheit à la Lois Lane oder Gwen Stacey vor verrückten Außerirdischen ... es geht um wirkliche Menschen, um Tiere und Natur, denen von Menschen unsäglicher Schaden angetan wird. Wenn hier im Überblick einige Geschichten und Figuren tendenziös und schwarzweiß erscheinen, mag das daran liegen, daß wir uns nicht eingestehen wollen, wie brutal die Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen in den ärmeren Ländern ablaufen.


Mit Comics die Menschen erreichen – ein Überlick

Isabel Kreitz (Deutscher Comic-Preis 1997) ist eine deutsche Vorzeige-Comiczeichnerin, die immer wieder durch ungewöhnliche Projekte positiv auffällt. Die Deutsche Welthungerhilfe konnte sie für den Comic «Die Leidenschaft des Herrn Lührs – Spezialauftrag in Bolivien» gewinnen (Deutsche Welthungerhilfe, 2001, Geschichte/Text/Zeichnung: Isabel Kreitz, Farbe/Layout: Laura Bartels). Danach erschien das Album zusätzlich im Carlsen Verlag, erweitert mit Fotos der Recherche-Reise.
Ein als Restaurantbesitzer getarnter Dealer schickt seinen Koch nach Brasilien auf die Suche nach «Chuno», der sagenumwobenen Trockenkartoffel der Inkas. Doch ihm werden Drogen zugesteckt ... Die spannende Geschichte enthält keine Anklagen, zeigt stattdessen das harmonische Leben der Einheimischen im Einklang mit der Natur. Die private Organisation der Entwicklungszusammenarbeit und der Humanitären Hilfe steht «für die Bereitschaft unserer Gesellschaft, allen zu helfen, die unter Hunger und Armut leiden.» Für deren Zeitung Welternährung zeichnet Isabel Kreitz seit Jahren auch die Serie «Rita Westend». Hier werden gut verständlich und nachvollziehbar Probleme der Entwicklungsländer auf die hiesigen Verhältnisse übertragen, z.B. Wassermangel.


Das Kinderhilfswerk terre des hommes fördert «Projekte für Kinder und Jugendliche, die ausgebeutet, benachteiligt oder ausgegrenzt sind, deren soziale und politische Rechte verletzt werden». In ihren kostenlosen Comics rufen sie zur Mitarbeit auf ... gut gemacht, doch die rote Latzhose der Hauptfigur Connie erinnert eher an Aussteiger der 68-Generation als an heutige Schüler. In «Fit oder feige» (1997, Geschichte/Text: Markus Rubbel, Zeichnung: Hans-Jürgen Feldhaus) werden Connie und ihre Freunde nach einem Dia-Vortrag über Opfer von Landminen in Kambodscha aktiv. Sie gründen ein «Kinderrechtsteam» und organisieren einen Infostand. In «!Ayudame! Teresa – Kinder haben Rechte – überall!» (1995, Geschichte: Maria von Blumencron & Urs Cordua, Text: Markus Rubbel, Zeichnung: Hans-Jürgen Feldhaus) lernen Till und seine Schwester die Grausamkeit von Arbeitgebern kennen, unter denen Blumenarbeiterinnen in Kolumbien leiden müssen. Bei den Straßenkindern finden sie Teresa und können sie gegen Verfolgung und Gewalt schützen. Der kleine Zia soll in «Flüchtlingskinder in Deutschland» (1995, Geschichte/Text: Markus Rubbel, Zeichnung: Hans-Jürgen Feldhaus) als «unbegleitetes Flüchtlingskind» in den afghanischen Bürgerkrieg zurückgeschickt werden, in dem schon seine ganze Familie getötet wurde. In letzter Sekunde kommt eine Rechtsanwältin mit rettenden Dokumenten.

Im Text vorgestellte NGOs

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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2007
248 Seiten S/W
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