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COMIC!-JAHRBUCH 2007

Eine echte Glückszahl
Das 13. Internationale Trickfilmfestival Stuttgart

von Burkhard Ihme

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Die Lokalitäten

Konnte man in den ersten Jahren des Stuttgarter Trickfilmfestivals (1982 bis 1994) noch ohne Übertreibung sagen «Jedesmal ein neuer Veranstaltungsort», war im folgenden Jahrzehnt ein Ende der Völkerwanderung zu konstatieren: festes Zentrum war die Alte Reithalle, nur vereinzelte Spielstätten kamen hinzu oder fielen weg.
Und nun wieder ein Aufbruch zu neuen Ufern: Hatte das Festival den Stadtkern bisher in geringem, aber deutlich spürbarem Abstand umkreist, stieß es nun erstmal in das Zentrum der Landeshauptstadt vor.
Direkt in der Fußgängerzone zwischen Hauptbahnhof und Schloßplatz gelegen, war es nicht nur ein Festival der kurzen Wege, sondern mit dem Angebot für Public Viewing der Fußballweltmeisterschaft immerhin fünf Wochen voraus.
Erstmals kam der Bewohner der Schwabenmetropole nicht umhin, das Trickfilmereignis, das sich in den 24 Jahren seines Bestehens zum wichtigsten Wettbewerb weltweit neben dem seit 1983 mit mehr Medienunterstützung veranstalteten französischen Annecy entwickelt hat, zur Kenntnis zu nehmen. Dafür sorgten schon die Fahnen, die entlang der Königsstraße, Stuttgarts Einkaufsparadies und Treffpunkt aller Fußgänger, geflaggt waren.
Alle Programme wurden in den fünf, 180 bis 560 Besucher fassenden Kinosälen der beiden Groß-Kinos «Gloria» und «Metropol» gezeigt, dazu kam das erwähnte Public Viewing am Rande des Schloßplatzes und in der Gloria-Passage vor dem Kino sowie das Ludwigsburger Kino «Caligari», in dem die Wettbewerbsprogramme und die Kandidaten für den Publikumspreis «AniMovie» gezeigt wurden. Die Nachbarstadt Ludwigsburg ist nicht nur Sitz der renommierten Filmakademie (wie auch das Festival von Albrecht Ade initiiert und viele Jahre lang geleitet), sondern auch, wie unter der Hand zu vernehmen war, Druckmittel gegen die Stadt Stuttgart, sich am Festival-Etat verstärkt zu beteiligen, andernfalls man nach Ludwigsburg umziehen werde. Die Drohungen haben offenbar so gut gefruchtet, daß das Festival nunmehr nicht mehr zweijährlich, sondern jährlich die Animationsfilmfreunde aus aller Welt in die Stadt «zwischen Wald und Reben» locken wird.
Die Festivalleitung zog eine rundum positive Bilanz der ersten Veranstaltung in den neuen Räumlichkeiten. Die neuen Festivalkinos wurden vom Publikum wie auch von den rund 900 akkreditierten Gästen sehr gut angenommen. «Wir konnten die Anzahl der verkauften Eintrittskarten im Vergleich zum letzten Festival um gut 50 Prozent steigern», stellte der kaufmännische Geschäftsführer des Festivals, Dittmar Lumpp, fest. Das Open Air-Kino auf dem Schloßplatz fand trotz zeitweisem Regen eine sehr große Resonanz. Das Stuttgarter Publikum hat das Festival am neuen Ort auf Anhieb aufgenommen. Auch der neue Festivalstandort Ludwigsburg wurde auf Anhieb vom Publikum akzeptiert. Vor allem die Vorstellungen des Internationalen Wettbewerbs waren sehr gut besucht. Eine Weiterführung des zweiten Festivalortes ist für 2007 deshalb ebenso geplant wie eine weitere intensive Zusammenarbeit mit dem viertägigen Fachkongress fmx (Internationale Konferenz für Animation, Effekte, Echtzeit und Content), der im Anschluß im Haus der Wirtschaft stattfand. «Viele Visionen für das Festival haben wir bereits 2006 umgesetzt», so Dittmar Lumpp. «Das ist eine hervorragende Basis für das nächste Jahr.»


Die Wettbewerbe

In insgesamt sechs Wettbewerben wurden auf der feierlichen Abschlußgala Preisgelder von insgesamt 50.000 Euro vergeben. Rund 500 Filme liefen auf dem Festival, «die neuen Programmteile haben sich bereits beim ersten Mal etabliert» (O-Ton des Schlußcommuniqués).
Der Langfilm-Wettbewerb «AniMovie» hieß vor zwei Jahren noch «Feature Animation», das Problem, daß Besucher, die in der Regel nur wenige der insgesamt 13 (im Programmheft zusätzlich in «AniMovie», «AniMovie (Anime)» und «AniMovie (Kids)» spezifizierten) Filme gesehen hatten, mit ihrer Stimme über den Sieger («Kirikou et les bêtes sauvages» von Michel Ocelot und Benedicte Galup) entschieden, blieb.
In der neu geschaffenen Kategorie «Animated Series» entschied dagegen eine dreiköpfige Jury (darin «Bambi Meets Godzilla»-Regisseur Marv Newland), auch sie vor die Aufgabe gestellt, Unvergleichbares zu vergleichen: Die vier Wettbewerbs-Programme waren mit den Appendizes «Adult», «Children», «Preschool» und «Family» versehen, und so unterschiedlich fielen sie wohl auch aus. Daß so neben dem Preisträger («Angry Kid: Who do you Think you are» von Darren Walsh) noch zwei Lobende Erwähnungen abfielen, mag Ausdruck des Dilemmas sein. Ob die Preissumme von 2.500 € den ganzen Aufwand lohnt, ist eine andere Frage. Sicher stand hinter dieser Preiskategorie die Absicht, auch kommerziellere Produzenten in das Festivalgeschehen einzubinden und Fachbesucher anzulocken.
«Der Wettbewerb für animierte TV-Serien zeigte, wie vielfältig und qualitätvoll Fernsehserien sein können», stellte der künstlerische Geschäftsführer des Festivals, Ulrich Wegenast fest. «Der neue Branchentreffpunkt Animation Production Day [am vorletzten Festivaltag im nur knapp 100 Meter entfernten Württembergischen Kunstverein] ist ein Schritt in die richtige Richtung, die Branche hat die Atmosphäre als sehr konstruktiv empfunden.» Für 2007 ist der Ausbau des Branchentreffs geplant.


Tricks for Kids

Ein deutlich anderes Umfeld als bisher bekam der Wettbewerb «Tricks for Kids», der nun im großen Kinosaal des eher etwas düsteren und nicht für Kinderveranstaltungen bekannten «Metropol» gezeigt wurde, während er in der Vergangenheit im Treffpunkt Rotebühlplatz (Veranstaltungsort für die Mediothek der Stadtbücherei, für die Musikschule, für den Treffpunkt Senior und für die Volkshochschule, einschließlich Treffpunkt Kinder, beherbergt Klassenräume der Max-Eyth- und der Robert-Mayer-Schule) in einem bastelstundengeneigten Ambiente stattfand.


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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2006
232 Seiten S/W
EUR 15,25
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