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COMIC!-JAHRBUCH 2007

Sehnsucht nach Manga
Ein Interview mit Christina Plaka

von Burkhard Ihme


COMIC!: Dank Internet erreiche ich dich gerade in Tokio. Bist du dort zur Weiterbildung, auf Urlaub oder auf Promotiontour?

Christina Plaka: Ich bin über ein Sommer-Sprachkurs-Stipendium des DAAD Tomo no Kai nach Tokio gekommen. Primär ist mein Aufenthalt also wissenschaftlich, sprachlich und akademisch anzusehen, da ich hier vor Ort auch Recherchen zu meiner BA-Abschlußarbeit machen und natürlich auch eine Menge an Materialien für meine Manga-Arbeit sammeln möchte.

COMIC!: Erzähl uns doch bitte etwas Biographisches. Geboren, aufgewachsen, Ausbildung.

Christina Plaka: Christina Plaka, geboren am 13.04. 1983 in Offenbach, aufgewachsen in Bürgel, nach dem Abitur Japanologiestudium an der J.W. Goethe-Universität in Frankfurt. 2002 Mangaka bei Carlsen und seit 2004 Mangaka bei Tokyopop.

COMIC!: Der Klassiker unter unseren Interviewfragen: Wie wurdest du zum Comicleser, was waren also deine Erstkontakte mit den Comics?

Christina Plaka: Nun, zum Comic bin ich eigentlich schon im Grundschulalter gekommen, über die Kioske in Griechenland oder teilweise auch in Deutschland, nur waren es damals noch Marvel-Comics. Mit dreizehn Jahren habe ich dann die ersten Manga in den Buchläden meiner Stadt entdeckt und war von Anfang an begeistert vom «exotischen» Zeichenstil, den ich bisher nicht kannte. Aber eigentlich war ich immer mehr Fernsehzuschauer als Comicleser ...

COMIC!: Heißt das, daß es in den Kiosken in Griechenland mehr Comics gab als in Deutschland, oder daß du häufiger in Griechenland warst? Und bist du ohne Umweg über die MICKY MAUS direkt bei Marvel gelandet?

Christina Plaka: Nun, ich bin Griechin und jeden Sommer ging es mit meiner Familie ab nach Griechenland; dort bin ich auch auf diverse Comics gestoßen, Marvel-Comics, andere No-Name-Comics und vieles mehr, das es sogar in Deutschland nicht gab ... ob es nun mehr oder weniger Lesestoff gab, weiß ich natürlich nicht, aber das, was ich in Griechenland sah, übte immer einen gewissen Reiz aus, auch wegen der Sprache. MICKY MAUS habe ich zwar auch ein-, zweimal zu Grundschulzeiten gelesen, aber stark fasziniert war ich davon noch nie – zu Marvel bin u.a. auch über die TV-Animationen gekommen.

COMIC!: Wie und wann hast du das Comic-Machen für dich entdeckt, und was weckte dein Interesse an japanischen Comics?

Christina Plaka: ... weswegen ich auch im Grunde eher vom Anime her zum Mangazeichnen gekommen bin. Mit elf Jahren verfolgte ich regelmäßig die auf RTL2 gesendeten Anime-Serien wie «Lady Oscar» oder «Mila Superstar» und erfand selbst auch solche Geschichten, die vorwiegend in Japan spielten und die im Animestil gezeichnet waren. Auf den Gedanken, Manga selbst im professionellen Sinne zu zeichnen, bin ich mit 13, 14 Jahren gekommen. Ich wollte unbedingt meine eigenen Charaktere und eigenen Storys auf Papier bringen und selbst auch Autorin sein. Zu Beginn waren es tatsächlich die exotischen Figuren, die anders aussahen als Spider-Man und Co., doch schon sehr bald fand ich heraus, daß der Manga an sich als zeichnerisches Medium mir als Autorin und Zeichnerin die absolute Freiheit beim Konzipieren und Zeichnen garantiert, weil er u.a. viele filmische Elemente beinhaltet und in meinen Augen so viel lebendiger erscheint als westliche Comics. Nichtsdestotrotz hat auch die japanische Kultur und Sprache auf mich sehr viel Anziehungskraft ausgeübt.

COMIC!: Waren diese ersten Geschichten dann zunächst «westliche» Comics mit den Figuren der Animes? Oder waren die bereits von «hinten nach vorne» gezeichnet?

Christina Plaka: Damals habe ich noch gar nicht bewußt in irgendeinem Format gezeichnet, die Storys bestanden aus Seitenpanels, also je ein Bild auf einer Seite ... Mit zwölf, dreizehn Jahren änderte sich das allmählich, als ich die ersten Manga entdeckte, die aber noch in gespiegelter Form publiziert wurden. Also habe ich auch wahrscheinlich zuerst von links nach rechts gezeichnet; das weiß ich gar nicht mehr so richtig, weil ich schon sehr bald darauf «Dragonball» zu lesen begann und gleichermaßen die Leserichtung der Japaner übernahm.

COMIC!: Hast du je in Erwägung gezogen, Kunst oder Graphic Design zu studieren? Ist dein Interesse an Japan größer als das am Zeichnen?

Christina Plaka: Kunst oder Design haben mich nie richtig gefesselt oder tiefer interessiert – ja, man kann sagen, nach dem Abi war mein Interesse an Japan und der Sprache tatsächlich größer als das für die Kunst. Aber ich glaube, das war schon immer so. Beinahe wäre ich trotzdem an der FFH Potsdam Babelsberg in der Animationsabteilung gelandet – 2001 wollte ich unbedingt zum Trickfilm, aber die Sehnsucht nach Manga war letzten Endes zu groß.



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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2006
232 Seiten S/W
EUR 15,25
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