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Burkhard Ihme (Hrsg.)
November 2004
224 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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«Ohne Multimedia wäre der Comic noch töter»
Ein Interview mit Wolfgang J. Fuchs

Von Heiner Lünstedt


Wolfgang J. Fuchs schrieb 1971 mit seinem gemeinsam mit Reinhold Reitberger verfaßten Buch «Comics - Anatomie eines Massenmediums» nicht nur über die Geschichte der Comics sondern auch ein Stück Comicgeschichte. Vor dem Erscheinen dieses Buches war im deutschen Sprachraum eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit dem zuvor als Schund gebrandmarkten Medium nicht möglich. Fuchs hat jedoch nicht nur Comics analysiert sonder auch selbst welche gezeichnet und getextet.

COMIC!: Wie hat es bei dir mit den Comics angefangen?

Wolfgang J. Fuchs: Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mir 1951 oder 1952 eines der ersten Micky Maus-Hefte zu Weihnachten gewünscht. Ich weiß heute noch genau, daß dieses Heft in einem Zeitschriftenladen im Fenster hing und etwas feucht und wellig war. Das war quasi mein erster Kontakt mit dem Comic. Dann hat mein Bruder die ersten «Phantom»-Hefte gelesen, die ich auch in die Finger gekriegt habe.

COMIC!: Hast du damals auch schon den Reinhold Reitberger kennen gelernt?

Wolfgang J. Fuchs: Reinhold hat im gleichen Haus wie ich gewohnt und sogar auf demselben Stockwerk. Er ist ein Jahr jünger als ich und ich hab ihm die Micky- Maus-Hefte seiner Schwester vorgelesen. Später habe ich dann mit amerikanischen Comics angefangen. Hier gab es Comics, zu denen auch die Hörspiele im AFN liefen, und ich habe festgestellt, daß man auf diese Art recht gut Englisch lernen kann.

COMIC!: Eröffneten dir die amerikanischen Comics dann eine völlig neue Welt?

Wolfgang J. Fuchs: Ja, da wurde natürlich sehr viel mehr Vielfalt geboten, als zuvor nur mit der Micky Maus. Es gab in den sechziger Jahren ja keine so riesige Auswahl wie heute. 1965 oder 1966 hatte ich mich dann sehr über die deutsche Übersetzung eines Marvel-Westerncomics im Bildschriften Verlag geärgert, da ich ja das Original kannte. Ich habe eine Seite aus dem Heft herausgeschnitten, meine Übersetzung reingeklebt und dann an den Verlag geschickt. 14 Tage später war ich der Übersetzer der Serie.

COMIC!: Wie alt warst du damals?

Wolfgang J. Fuchs: Ich war so 20 oder 21 Jahre und hatte gerade mein Abitur gemacht. Da dem Verlag mein Stil gefiel, habe ich die Übersetzung übernommen. Mir wurden Blaupausen oder Kopien der amerikanischen Comics geschickt, da meist Material aus mehreren US-Heften in einer deutschen Ausgabe enthalten war. Ich mußte im Laufe meiner Tätigkeit dann feststellen, daß die zuvor von mir kritisierten Fehler in den deutschen Heften oft von den Setzern verursacht wurden, die sehr selbstherrlich mit den Texten der Übersetzter umgingen.

COMIC!: Welche Serien hast du übersetzt?

Wolfgang J. Fuchs: Ganz auswendig weiß ich es nicht mehr. Angefangen habe ich mit den «Sheriff Klassikern», dann kamen «Tarzan» und auch Tarzans Sohn «Korak» dazu. Später dann «Pecos Bill», ein oder zwei «Hit Comics», «Simon Templar», die ersten 12 «Spinne»-Hefte und ich glaube auch noch «Dracula». Bei einigen der Serien hatte ich wegen der Zusatzgeschichten, die zum Teil aus der Zeit vor der Einführung des Comic Codes stammten, etwas Bedenken.

COMIC!: Hast du da entschärft?

Wolfgang J. Fuchs: Am Bild konnte ich nichts ändern, doch im Text habe ich versucht etwas abzumildern, wenn es möglich war. Der Verlag hat, allerdings aus anderen Gründen, selbst Änderungen vorgenommen und Hakenkreuze oder Hammer und Sichel entfernt. Als dann der Bildschriften Verlag zum Williams Verlag wurde, kam es zu Umstrukturierungen. Man konnte den Eindruck gewinnen, daß die neuen Redakteure lieber bei Null mit neuen Leuten oder ihren eigenen Texten anfangen wollten.



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