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Burkhard Ihme (Hrsg.)
November 2004
224 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2005

Schnell in den schwarzen Anzug
Ein Interview mit Jörg Reymann

Von Frank Kemter


Ex-Bestatter Jörg Reymann fährt privat einen alten Leichwagen und arbeitete lange Jahre mit Brösel an dessen Werner-Comics und -Trickfilmen. Weitere Lieblingsthemen des Familienvaters mit drei Kindern: alte Autos, Sex und Gewalt - verpackt mit viel Humor. Ideale Voraussetzungen also, um erfolgreich heftig-deftige Funny-Comics zu zeichnen.


COMIC!: Wann hast du angefangen zu zeichnen, wie hat sich das ergeben?

Jörg Reymann: Das war schon während der Grundschule, der Unterricht war langweilig. Dann fängt man halt an, Comics zu lesen - Zack, Yps, Mad, Kaputt; Fix und Foxi und Micky Maus haben mich weniger interessiert - und Comics zu zeichnen. Die Schulzeit war eher schlecht als recht, dadurch, daß ich gezeichnet und nicht aufgepaßt habe. Das Comiclesen und -zeichnen wurde mir sonderbarerweise auch nie von meinen Eltern verboten.

COMIC!: Haben dich deine Eltern dahingehend gefördert?

Jörg Reymann: Ja, auf jeden Fall, das war immer in Ordnung so. Nach der Schulzeit habe ich eine Ausbildung als Bauschlosser gemacht. Nicht unbedingt, weil ich als Schlosser arbeiten wollte, sondern weil ich künstlerisch mit Metall und Holz arbeiten wollte. Da dachte ich mir, es kann nicht verkehrt sein, so die Grundlagen zu erlernen. Nach der Ausbildung arbeitete ich noch ein paar Jahre als Schlosser, habe jedoch immer auch gezeichnet. Das war für mich selbstverständlich. Eines Tages ließ ich den Schlosserjob fallen und machte mich als Künstler selbständig - ein Sprung ins kalte Wasser. Man weiß ja nicht, was kommt. In der Zeit habe ich nebenbei zwei Jahre als Bestatter gearbeitet, viel im Bereitschaftsdienst, meist am Wochenende. Eine sehr interessante Zeit ... Also, wenn die Oma tot war, ließ ich den Zeichenstift fallen, bin schnell in den schwarzen Anzug geschlüpft, aufs Fahrrad und ab zum Bestatter. Der Job hat sich dann auch ein bißchen auf die Comics abgefärbt - eine schöne Grundlage für Geschichten ...

COMIC!: Du hast also manche dieser Erlebnisse auch in deine Comics eingebracht?

Jörg Reymann: Ja. Aber zumindest in der Zeit, als ich noch Bestatter war, mußte ich ein bißchen aufpassen. Man muß ja pietätvoll handeln. Man kann ja nicht offiziell Bestatter sein und auf der anderen Seite Fleddergeschichten über Bestatter machen. Aber das Thema finde ich heute noch sehr interessant. Ich fahre auch privat einen Leichenwagen, einen alten Daimler Strich-8. Ich habe drei Kinder, da muß man schon ein bißchen Platz haben. Da reicht ein normaler Kombi nicht aus ...

COMIC!: Als es dann besser lief, hast du den Bestatter-Job an den Nagel gehängt?

Jörg Reymann: Nach und nach haben sich die Aufträge eingestellt, so daß ich mit dem Bestatten aufhören konnte. Zum anderen hatte ich auch Probleme gekriegt. Das Bestatten ist schon ein Knochenjob, man kann das mit Möbelpackern vergleichen, zumal die Leute manchmal über 100 Kilo wogen und das war schon ein ziemliches Geackere.

COMIC!: Wie kam es dann von dem Fulltime-Bestatter- zum Fulltime-Comic-Job?

Jörg Reymann: In der Zeit habe ich Brösel kennen gelernt. Er hat damals gerade einen Sammelband gemacht an dem ich mitgearbeitet habe - das war 1994. Das hat so gut geklappt, daß wir von da an fest zusammengearbeitet haben.

COMIC!: Vorher hattest du aber auch schon für Zeitungen Comics gezeichnet...

Jörg Reymann: Ja. Es war nur so, daß ich davon nicht komplett leben konnte. Deshalb hatte ich auch den Bestatterjob nebenbei. Ich habe außerdem auch Sachen wie etwa CD-Cover gemacht oder Entwürfe für Veranstaltungsplakate, Einladungskarten, Glückwunschkarten, all solche Sachen. Dadurch, daß ich mit Brösel zusammenarbeitete, ergab sich natürlich ein größeres Feld und es war auch ein größerer Posten Geld zu verdienen.



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