Lektüre
 Independent Comic Shop   ICOM-Publikationen   Kostenlos   Fachmagazine   Sekundärliteratur 
Das COMIC!-Jahrbuch | Das ICOM!-Handbuch | Der ICOM!-Ratgeber
FILMRISS | Das verbandseigene Fachmagazin
  Alle Jahrbücher
COMIC!-Jahrbuch 2006
COMIC!-Jahrbuch 2005
COMIC! Jahrbuch 2004
COMIC! Jahrbuch 2003
COMIC! Jahrbuch 2001
COMIC!-Jahrbuch 2000
COMIC!-Jahrbuch 2003
Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2002
240 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
BESTELLEN  
COMIC!-JAHRBUCH 2003

Comics und Frauen
12 Zeichnerinnen im Interview

Von Burkhard Ihme

COMIC!: Welche Comics interessieren euch? Wie sollte ein Comic aussehen, der euch interessiert?

Chrissi Schlicht: Grundsätzlich lese ich alle Arten von Comics, sei es nun Manga oder frankobelgisch, Funny oder hyperrealistisch, Superhelden oder kitschige Romanze. Ich sehe mir alle Neuerscheinungen genau an und hoffe immer, anhand des Klappentextes auch einen interessanten Einstieg in die Story zu bekommen. Grundsätzlich wird dann gekauft, was eine viel versprechende, tiefer gehende und vor allem KLARE Storyline UND einen ansprechenden Zeichenstil hat, der nicht von Fehlern in der Anatomie und Perspektive dominiert wird und die Hintergründe nicht vernachlässigt. Was den Inhalt betrifft, dürfen/sollen auch Tabuthemen behandelt werden (Beispiele: "Die Geschichte von einer bösen Ratte" von Talbot - grandios - und "Shamo" von Akio Tanaka - genialer Manga). Oberflächlichkeit im Skript ist mir zuwider. Zuviel Action und Schlachtenszenen, aneinandergereiht ohne Sinn, so dass man das Heft/Album wie in Daumenkinomanier durchblättern kann, auch. Darf und soll alles drin sein, genau wie Erotik (nicht unbedingt Sex und bitte schon gar nicht in Verbindung mit Gewalt, außer es gehört notwendig zur Story), aber eben in einem ausgewogenen Verhältnis.

Lisa Neun: Mich interessieren (wie auch in der Literatur) Comics, die spannend sind, lustig sind (also trockener hintergründiger, auch bösartiger Humor), etwas trashiges / undergroundiges haben. Im großen und ganzen bevorzuge ich die Comics, die nicht unbedingt das wunderbar gezeichnete, perfekt-realistische so sehr in den Vordergrund stellen und den hohen literarisch-künstlerischen Anspruch haben, sondern - siehe oben - einfach Comics bleiben, diesen Trash beibehalten und/oder lustig sind (obwohl ich natürlich auch Hugo Pratt gerne mag). Konkrete Richtung (kurzes Brainstorming): Gilbert Shelton - "Freak Brothers", Will Eisner (eh klar) - "Spirit", "Gespenstergeschichten"/"Phantastische Geschichten" (50er Jahre Trash) Moers, König (obwohl ich ‘ne Quarktasche bin) etc.

Diana Sassé: Grundsätzlich bin ich allen Stilrichtungen und Genres gegenüber offen (wobei ich mit Mangas - zugegeben - so meine Probleme habe). Ob Funny, Realo, Horror, Underground, Mainstream oder Kunst: Für mich muss ein guter Comic vor allem fesselnd sein, eine eigene Identität haben; lebendige Figuren mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik sind da schon die halbe Miete. Allerdings lese ich derzeit "Rendsburg Prinzessinstraße" von Elke Steiner. Ein Comic, der mich zutiefst fesselt, obwohl hier weder Anatomie, Perspektive noch Mimik dem entsprechen, was ich jetzt als "reif" empfinden würde. Hier liegt es an dem guten Szenario und dem allgemeinen Zauber, der davon ausgeht. Ob mich ein Werk fasziniert, ist also nur bis zu einem bestimmten Grad mit dem Kopf erklärbar, der Rest ist nicht zu beschreibendes Bauch-Gefühl.

Petra Götz: Ich unterscheide zwischen Info-Comics und Comics, die ich mir kaufe, weil ich mich drauf freue. Die Infocomics kauf ich ganz spontan, weil mir die grafische Umsetzung gefällt, ohne (erstmal) großartig auf die Story zu achten. Dabei ist der Stil egal. Von zweiteren gibt’s nicht so viel. Mir ist wichtig, dass sich Grafik und Story unterstützen und nicht das eine vom anderen ablenkt oder z.B. die Story gut, die Grafik nicht so toll ist (oder umgekehrt). Und hintergründigen, schwarzen Humor mag ich auch sehr gerne, z.B. (mein persönliches Meisterwerk) "Schwarze Gedanken" von Franquin.

Almut Storch: Mir gefallen grundsätzlich schon alle Arten von Comics, da jedes Genre seine "Sahnestückchen" hat und ich mich immer wieder gerne überraschen lasse. Aber selbstverständlich habe auch ich meine Vorlieben. Das wären wirklich lustige Funnies, über die ich herzlich lachen kann (z.B. "Calvin und Hobbes", "Peanuts", "Garfield", "Gaston") oder Comics, die einfach nur kultig sind ("Clever und Smart"). Wenn dann jemand dahinter noch eine äußerst feinsinnige und satirische Beobachtungsgabe zu verstecken weiß ... einfach herrlich!!! Auf der anderen Seite bin ich einer der letzten noch lebenden (weiblichen) Superheldenleser. Hier insbesondere der Klassiker der Klassiker: SUPERMAN!!! An Mangas bin ich inzwischen durch meine Schüler herangekommen. Die zeichnerischen und grafischen Fähigkeiten sind zum Teil umwerfend!!! Hier gefallen mir die härteren Sachen ("Alita").
Grundsätzlich sollte ein Comic lediglich meine Neugier und mein Interesse wecken; sei es durch eine tolle Story, durch großartige Bilder oder durch intelligente Schocks. Und natürlich muss es in sich schon stimmig sein. Kurz: es muss faszinieren ("XX.Himmel", "Mens Magna", "Shadow"...)

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2003!