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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2002
240 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2003

Der Farbenzauberer:
Enrico Marini

Von Reto Baer

Der gebürtige Schweizer Enrico Marini ist in den Comic-Nationen Frankreich und Belgien ein Star. Wenn er seine Werke signiert, stehen die Fans Schlange. Mit "Gipsy", "Der Skorpion" und "Raubtiere" hat der Zeichner zurzeit gleich drei Eisen im Feuer.

Für einen Starzeichner hat Enrico Marini ein verblüffend bescheidenes Atelier. Der Parterreraum in einem Liestaler Altstadthaus ist so klein, dass seine Comicsammlung kaum Platz hat. Aber der 32-Jährige braucht auch nicht viel mehr als ein Zeichenpult. Dort ackert er täglich von 7.30 bis 17.30 Uhr. Die Mittagspause dauert eine halbe, manchmal eine ganze Stunde. Rund drei Tage arbeitet er an einer einzigen Comicseite von der ersten Skizze bis zum Kolorieren des letzten Panels. Und damit er zwei Alben im Jahr schafft, zeichnet der in der Schweiz geborene Italiener auch mal ein Wochenende durch. Ferien hat er sich zum letzten Mal im Frühling 2000 gegönnt: zwei Wochen USA.
"Ich muss schauen, dass ich die Arbeit etwas reduzieren kann. Aber eigentlich will ich gar nichts anderes als Comics zeichnen", sagt Marini, der mit acht Jahren den Entschluss fasste, Comiczeichner zu werden, und mit neunzehn sein erstes Album der Serie "Un dossier d‘Olivier Varèse" veröffentlichen konnte. "Ich habe gleichzeitig Freudensprünge gemacht und geheult, weil die Farben so grauenhaft waren." Der Verleger von Alpen Publishers habe ihm damals als Teenager nicht zugetraut, das in "La Tribune de Genève" schwarzweiß vorveröffentlichte Abenteuer zu kolorieren. "Am Ende war alles grau und rosa, zwei Farben, die ich ganz und gar nicht mag." Auch den zweiten Band durfte er noch nicht selber kolorieren, konnte aber immerhin erreichen, dass jemand anders damit beauftragt wurde. Resultat: lauter smarties-bunte Comicseiten. Das war zuviel für den damaligen Studenten an der Kunstgewerbeschule Basel. Seit seinem dritten Album koloriert Marini all seine Comics selber und hat bis heute eine stupende Meisterschaft erreicht.
Kaum ein anderer Comiczeichner schafft es, die Farben ähnlich intensiv leuchten zu lassen. "Ich habe allerdings schon erlebt, dass beim Drucken aus einem warmen Goldgelb ein giftiges Zitronengelb wurde. Deshalb überwache ich heute den Druck. Dazu reise ich regelmäßig nach Paris, wo mein Verlag Dargaud meistens druckt." Marini malt mit Acrylwasserfarben. Den Computer benutzt er nur, um die fertigen Seiten einzuscannen, Flecken zu retouchieren und hie und da einen kleinen Effekt einzufügen. "Aber mit Computereffekten möchte ich mich zurückhalten." So was müsse schließlich zur Serie passen. Beim sechsten "Gipsy"-Band habe er zum ersten Mal Computereffekte eingesetzt. "Zu dieser Sciencefiction-Story passt es, aber bei der Mantel-und-Degen-Reihe "Der Skorpion" wäre es völlig fehl am Platz."

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