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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2002
240 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2003

Alpha ex
Persönliche Anmerkungen zur Insolvenz der Edition Kunst der Comics GmbH

Von Achim Schnurrer

Es fällt mir nicht leicht, über dieses Thema zu schreiben. Es ist ähnlich, als müsste ich schildern, wie dumm ich mich als pubertierender Knabe bei den ersten Versuchen Mädels anzubaggern angestellt habe. Nein, das ist nicht richtig. Es würde mir eindeutig leichter fallen, die Peinlichkeiten erster Rendezvous zu beschreiben. Erstens ist es länger her, zweitens kann man im Nachhinein darüber lachen. Ob mir das beim erzwungenen Abgang unserer Verlage je gelingen wird, wage ich zu bezweifeln.

Immerhin habe ich seit 1985 in den Alpha Comic Verlag und seit 1988 parallel dazu in die Edition Kunst der Comics nicht nur viel Geld und Energie investiert, sondern auch jede Menge Lebenszeit. Und beide Verlage könnten heute noch existieren, ja ich wage die Prognose, es ginge ihnen im Vergleich zu anderen Verlagen wahrscheinlich sogar sehr gut, wenn uns nicht der in der Branche sattsam bekannte Zensurprozess langsam, aber unerbittlich in die Pleite getrieben hätte. Viele der von uns entdeckten und gepflegten Künstler und Serien tragen nun zur Profit- und Imagesteigerung unserer werten (ehemaligen) Mitbewerber bei. Ich will mir ersparen, an dieser Stelle aufzuzählen, wer sich alles mit wem und was bei uns bedient hat. Jeder, der die Comic-Branche einigermaßen und nicht erst seit gestern kennt, weiß wovon ich schreibe.
Über den Zensurprozess ist bereits ausführlich berichtet worden - auch an dieser Stelle (siehe COMIC!-Jahrbuch 2001). Deshalb gehe ich hier nicht mehr auf die Einzelheiten ein. Nur zwei Dinge sollten erwähnt werden:

1. Wir haben im Verlauf der sechsjährigen gerichtlichen Auseinandersetzung (die neben der juristischen Ebene auch noch eine Reihe von Nebenkriegsschauplätzen hatte, etwa Betriebsprüfungen in Permanenz durch das Finanzamt) viel Solidarität erfahren. Überraschenderweise hauptsächlich von Personen und Institutionen außerhalb der Comic-Szene. Um es klar zu sagen, von Leuten in der Branche, denen wir uns über Jahre mitunter in persönlicher Freundschaft verbunden gefühlt hatten, kam wenig bis nichts. Es gab natürlich Ausnahmen: einige wenige Zeichner (mein Bekannten- und erst recht mein Freundeskreis mit dem Berufsbild "Illustrator/Comic-Zeichner" ist regelrecht eingedampft) und der ICOM, namentlich Burkhard Ihme, der sich für uns stark gemacht hat.
2. Das Verfahren hat uns zwar an den Rand des Ruins gebracht, den finalen Tritt in den Abgrund haben wir jedoch letztlich von unserem ehemaligen Vertrieb bekommen.
Irgendwie gehört es zum Gesetz der Serie: Wenn man einmal Pech hat, zieht man Unglück an wie ein Magnet. Jedenfalls kommt es einem in einer derartigen Situation so vor. Gerade war das Verfahren, das uns sechs Jahre über die Maßen blockiert und beschäftigt hatte, mit einer Verfahrenseinstellung wie das berühmte Hornberger Schießen zu Ende gegangen. Damit verbunden waren faule Kompromisse, die wir aber akzeptierten. Wir wussten, dass wir weitere Prozessrunden psychisch und physisch nicht mehr überstehen würden. Nur durch die Verfahrenseinstellung bestand Aussicht, den Prozess ein für alle mal zu Ende zu bringen.

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2003!