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COMIC!-Jahrbuch 2000
Burkhard Ihme (Hrsg.)
Juni 2000
224 Seiten DIN A4, 224 Seiten, inkl. 7 Farbseiten
EUR 10,15 |
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Little Nemo im Internetland:
Ende der Comic-Kulitur im digitalen Zeitalter?
Ein futurologischer Essay von Martin
Frenzel
Die Zukunft hat schon begonnen: Mehr denn je stellt sich jetzt,
an der Schwelle zum 21. Jahrhundert und in der momentanen Fin-de-Siècle-Zeit,
die Frage nach dem Woher und Wohin der Comic-Kultur. Auch die Schriften
Erich Fromms gewinnen angesichts des heraufziehenden Internet-Zeitalters
der digitalen, schönen neuen Welt ungeahnte Aktualität:
Dessen Alterswerk "Haben oder Sein" nahm den herrschenden
neoliberalen Zeitgeist der 80er und 90er Jahre des 20. Jahrhunderts
vorweg. Es war dies der Wandel zu einem nur noch in Quantitäten
und Marktkategorien denkenden, kranken homo oeconomicus, in dessen
Weltbild und Gesellschaft Haben nahezu alles zählt und Sein,
Teilen, Verstehen als radikal-humanistische Utopie gilt.
Einer der wenigen, die sich in Deutschland ernsthaft Gedanken machen,
was die Zukunft bringt, ist der SPD-Medienpolitiker Peter Glotz.
Er vermißt angesichts der immer konkreter werdenden und teilweise
schon verwirklichten Perspektive eines "digitalen Kapitalismus"
(Glotz 1999), der durch die momentane digitale Multimedia-Revolution
einen gewaltigen Schub erlangt, Alternativen der Politik zur radikal
"beschleunigten Gesellschaft" des telematischen Zeitalters.
Glotz sieht den digitalen Kapitalismus geprägt von folgenden
Grundkonstellationen: Dematerialisierung, Beschleunigung, Dezentralisierung
und Globalisierung (Glotz 1999: 92).
Dematerialisierung bedeutet, daß das Gros des Wirtschaftens
im digitalen Kapitalismus nicht länger auf der Verwertung von
Bodenschätzen, Stoffumwandlungsprozessen und Energie basiert,
sondern auf der Verwertung von Informationen. Glotz spricht dabei
vom Wandel der hardwareorientierten Industriegesellschaft zu einer
softwareorientierten telematischen Gesellschaft.
Wichtigste Grundtendenz des digitalen Kapitalismus ist nach Glotz
jedoch die Beschleunigung. Durch die Informationswirtschaft geht
demnach ein "ungeheurer Geschwindigkeitsimpuls". Glotz
sieht - obwohl ein Befürworter der Modernisierung - die Gefahr
der sozialen Spaltung: in jene, die dem ungeheurem Tempo der "Nanosekundenkultur
des digitalen Kapitalismus" gewachsen sind und den Tiger zu
reiten vermögen und jenen, die auf der Strecke bleiben.
Gleichwohl - und trotz jenes wachsenden Zwangs zur Schnelligkeit,
Mobilität, Flexibilität und Allgegenwärtigkeit (kein
anderes Gerät verkörpert diesen unsäglichen Zeitgeist
besser als das Mobiltelefon, neudeutsch "Handy" genannt)
- sieht Glotz in der allmählichen kommunikativen Vernetzung
aller Haushalte via Personalcomputer einen Akt der Befreiung und
Entgrenzung der Kommunikation.
Eines scheint gewiß: Es wäre naiv anzunehmen, dieser
tiefgreifende Prozeß der mikroelektronischen und digitalen
Revolution habe ausgerechnet für die Comic-Kultur keinerlei
Konsequenzen...
Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2000!
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