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Bestes Szenario:
"On the run" von Markus Grolik
(Edition Panel)

Covermotiv "On the Run"
Auf drei mal vier quadratischen Einzelbildchen pro Seite – ein Prinzip, das nur zweimal, am Anfang und gegen Ende durchbrochen wird – erzählt Markus Grolik eine umwerfende, eine mitreißende Geschichte ohne Worte. Er nimmt den Betrachter mit auf eine abenteuerliche Reise. Eine Reise, auf der uns die Helden dieser vor Ideen nur so strotzenden, überbordenden Geschichte früher oder später direkt sympathisch werden – obwohl es sich um Hausstaubmilben handelt. Nun ja, die Cartoonform von Hausstaubmilben.
Inspiriert vom Slapstick und der Grausamkeit eines Tex Avery rast die Handlung viel zu schnell durch die Seiten dieses Albums und endet dort, wo sie begonnen hat: in einem Hotel. Ständig bedroht von sauberkeitsfanatischen Putzfrauen, alles fressenden Kanalratten oder sadistischen Flohzirkusdirektoren sind diese possierlichen Tierchen ständig auf der Flucht, ON THE RUN. Immer grotesker werden die Zufluchtsorte, immer aberwitziger der Wechsel von einem Ort zum nächsten: Gerade noch auf dem Mond segeln sie schon wieder an ihren Schirmchen zur Erde herab, um via Mutterbrust beim Baby eine neue Heimat zu finden. Doch die erzürnte Mama wünscht keimfreie Nahrung für ihr Kleines, wandelt sich zur alles rächenden, alles verfolgenden Shiva, so dass unseren Helden nur die Flucht mit dem Zeppelin bleibt, der sie direkt in den siedenden Eintopf von Kannibalen führt.
Das alles (und noch ein bisschen mehr) passiert auf noch nicht einmal drei Seiten. Mit anderen Worten hier bekommt der Comic-Leser viel Story für sein Geld. Dabei ist die Bezeichnung "Leser" nur im übertragenen Sinne angemessen, denn Grolik erzählt seine ungeheuer dichte und doch rasante Geschichte ganz ohne Worte, dafür mit umso mehr schwarzem Humor und ebenso abstrusen, wie verblüffenden Übergängen von einem Handlungssegment zum nächsten.
Diese Handlungsübergänge machen ganz besonders deutlich, warum ON THE RUN für sein Szenario ausgezeichnet wird. Denn eine derartige Geschichte kann man nur in prallen Bildern erzählen, in denen ein unscheinbares Detail den Ausgangspunkt für den Fortgang der Erzählung bilden. Der expressionistische, ganz in schwarz-weiß gehaltene Stil dieses Albums ruft Reminiszenzen an turbulente Stummfilme mit perspektivisch verzerrten Bühnenmalereien hervor. Dieser Comic braucht keinen Text, höchstens ein hektisch spielendes, gnadenlos verstimmtes Klavier. Keine Worte, aber eine starke Story.

Aus: "On the Run"

 
PRESSESERVICE
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Cover
8x11,2 cm
300dpi/CMYK
968 KB
Cover
8x11,2 cm
300dpi/sw
352 KB
   
 
Bildbeispiel
12x16 cm
600dpi/sw
244 KB